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730 besondere Momente für München beim „Türmer München“-Projekt

Am gestrigen Sonntag stieg der letzte Teilnehmer des Projekts „Türmer München“ auf das Dach der Philharmonie, um bei Sonnenaufgang über die Stadt zu wachen.

Eine Frau steht auf dem Gerüstzugang des Aussichtsraums über München und blickt in die Kamera.
Glücklich und stolz: Joanne Leighton, Choreografin des „Türmer“-Projekts, vor dem Aussichtsraum hoch über München Copyright: Benedikt Feiten / Gasteig

„Eine Stadt, ein Jahr, eine einzigartige Performance für alle.“

So lautet das Motto der Kunstaktion, die der Gasteig zusammen mit der Künstlerin und Choreographin Joanne Leighton in München am 12. Dezember vergangenen Jahres ins Leben gerufen hat. Der Ansturm der Interessent*innen war enorm. Plätze wurden alle vier Monate vergeben – und waren jeweils nach wenigen Minuten weg. 730 Teilnehmer*innen konnten an dem Community-Art-Projekt teilnehmen. Jeweils zu Sonnenaufgang und zu Sonnenuntergang blickte ein „Türmer“ eine Stunde lang auf München – ohne Uhr, ohne Handy oder sonstige Ablenkung.

 

Copyright: Christian POGO Zach / Gasteig

Ein spektakulärer Ort

„Das Dach des Gasteig ist einer der schönsten Orte für die Stunde über der Stadt. Von diesem spektakulären Standort aus wird die ganze Stadt zur Bühne“, sagt Joanne Leighton. Die Künstlerin hat ihr Projekt bereits in verschiedenen europäischen Städten realisiert. Seit Anfang März konnten in München 558 Türmer ihre Stunde in dem eigens für den Gasteig entworfenen Aussichtsraum auf dem Dach der Philharmonie verbringen und bei schönem Wetter bis zu den Alpen sehen. Davor suchten sich während des Lockdowns im Winter 172 Teilnehmer*innen eigene Aussichtspunkte für ihre Zeit der „goldenen Stunde“ nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang: den Monopteros im Englischen Garten, den Olympiaberg, den Nockherberg oder den Balkon der eigenen Wohnung.

Copyright: Christian POGO Zach / Gasteig

Das Türmer-Buch zeigt ein Kaleidoskop eines Extremjahres

Nachzulesen sind die Eindrücke und Reflexionen der Teilnehmer*innen im Türmer-Buch. Die Beiträge sind ein Kaleidoskop eines Extremjahres. Ein Türmer schrieb zum Beispiel im Dezember 2020 mitten im Corona-Lockdown: „Ich lebte bislang mit großen Sicherheiten. Ich habe nie einen Krieg erlebt. Schreckliche Nachrichten betrafen nie meine Familie. Nun dachte ich daran, ob der letzte Türmer am 12.12.21 auf dem Gasteig stehen wird.“ Und das tat er dann auch!

„Trotz einiger Einschränkungen am Anfang war das Projekt ein voller Erfolg. Türmer München steht für den Grundgedanken des Gasteig: Ein Forum zu sein für alle Menschen, jung und alt, klein wie groß, mit oder ohne Handicap, quer durch alle Milieus und Nationen. Wir sind sehr dankbar, dass das möglich war und auch so großen Zuspruch erfahren hat. Viele waren tief beeindruckt von ihrer Türmer-Stunde.“

Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner

Das große WIR

Pünktlich um 8 Uhr 55 am Sonntag, den 12. Dezember verließ der letzte Türmer Max Schlegel den Aussichtsraum hoch oben auf dem Dach der Philharmonie und schrieb die abschließenden Worte: „Aus Einsamkeit wird Gemeinsamkeit. München erwacht und der Türmer lacht. Ich schließe dieses wunderbare Projekt ab und danke allen Mitwirkenden für das große WIR!“. Gleich im Anschluss trafen sich alle Türmer*innen, das Projektteam und die vielen freiwillige Helfer*innen mit der Initiatorin Joanne Leighton zu einer großen – pandemiebedingt digitalen – Abschlussfeier.

Die Erinnerungsspuren der Türmer*innen

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