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Hast du Töne? Gespräch mit einem Geigenbauer

Der Münchner Geigenbauer Jörg Trautmann präsentierte etliche Jahre lang seine Instrumente bei den Kindermusiktagen „Der Gasteig brummt!". Viele Kinderhände kamen an seinem Stand zum ersten Mal mit Geigen oder Celli in Berührung und lernten dabei eine ganz neue Welt kennen. Drei Fragen an einen wahren Gasteig-brummt-Kenner

Portraitfoto des Geigenbauers Jörg Trautmann. Im Hintergrund sind diverse Geigen auf einem Regal zu sehen.
Im Atelier von Jörg Trautmann treffen Instrumente und Menschen verschiedener Generationen aufeinander. Copyright: Florian Peljak

Herr Trautmann, an welche Momente der Kindermusiktage denken Sie gerne?
(lacht) Es war oft der anstrengendste Tag des Jahres, aber immer sehr erfreulich: Unglaublich viele Kinder wollten Cello oder Geige spielen, einige konnten gar nicht genug davon bekommen, manche waren ganz entrückt: Sie halten das erste Mal so ein Streichinstrument in den Händen und erleben, wie sie damit Töne zum Klingen bringen. Anders als beim Klavier, wo man einfach eine Taste drückt, erzeugen sie bei Geige oder Cello den Klang selbst. Es ist sehr schön, mitzuerleben, wie Kinder ihre ersten Berührungen mit den Instrumenten machen und plötzlich Feuer fangen.

 

Seit 1988 sind Sie Geigenbauer in München. Hat sich Ihr Beruf seitdem verändert?

Die Verbindung von Musik und Handwerk hat mir schon immer gut gefallen. Mein Beruf ist sehr vielseitig, hat sich aber auch stark verändert. Neben dem Bau von Streichinstrumenten dominieren Reparaturen und An- und Verkauf meine Tätigkeit. Der Zubehörhandel ist durch das Internet mittlerweile komplett weggebrochen, dafür ist heute der Instrumentenverleih sehr gefragt. Gleichgeblieben ist: Damals wie heute spielt die Musik für meine Kund*innen eine sehr wichtige Rolle. Ich höre viele Lebensgeschichten, die zeigen, dass ein Instrument dem Spieler viel bedeutet und mehr ist als die Summe seiner Teile.

Eine Gruppe Kinder entdeckt Geigen beim Stand von Geigenbauer Jörg Trautmann bei Der Gasteig brummt!
Kinder entlocken den Streichinstrumenten erste Töne. Copyright: Jörg Trautmann
Ein Geigenbauer hält eine zerlegte Geige in der Hand. Zu sehen sind der hohle Holz-Korpus und der Deckel des Instruments.
Fichte und Ahorn gehören zu den wichtigsten Holzarten für den Geigenbau. Copyright: Florian Peljak

„Es ist ein spannender Augenblick, wenn ich einer neuen Geige die Saiten aufziehe und ihre Stimme zum ersten Mal zu hören ist. Früher habe ich öfter Leute überrascht und gesagt, ich bin wieder Vater geworden, wenn ein neues Instrument auf die Welt gekommen ist.“

Geigenbaumeister Jörg Trautmann
Ein Mädchen versucht, einer Geige erste Töne zu entlocken. Vor ihm auf dem Tisch liegen weitere Instrumente.
Erstes Kennenlernen im Gasteig: Vielleicht entdeckt das Mädchen eine neue Leidenschaft. Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig

Was möchten Sie jungen Menschen beim ersten Kontakt mit Geige und Co vermitteln?

Mir ist es wichtig, als Geigenbauer nahbar zu sein. Ich möchte zeigen, dass man mit ganz einfachen Mitteln sinnliche Erfahrungen und Musik machen kann. Daher hatte ich im Gasteig immer zerlegte Geigen, Werkzeuge und Lacke dabei, damit Kinder hobeln, sägen, fühlen und riechen konnten. Wie eine Hebamme bringe ich das Instrument und seine Spieler*innen zusammen. Musik ist ein Refugium, eine Erlebniswelt, die erst mal entdeckt werden muss, um dann möglicherweise zur lebenslangen Begleiterin zu werden. Kinder probieren viele Dinge aus, bis sie finden, was ihnen am besten gefällt. Es freut mich, wenn ich ein Stück dazu beitragen kann, dass Musik einen Platz in ihrem Leben findet.

Zwei Tage voller Musik am 22. und 23.3.

Konzerte, Workshops und Specials zum 20. Geburtstag: Feiert mit!

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