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Reif für die Insel? Besuchen Sie die Kulturinsel der „Städtischen“ im Gasteig HP8

Vor der Halle E lädt seit April 2023 eine Kulturinsel zum Verweilen und Mitgestalten ein. Vom Münchner Kollektiv „Die Städtischen“ geplant, soll die neue Fläche im Gasteig HP8 von allen erobert und bespielt werden.

Die Band Johnny Fab Kaufmann spielt vor zahlreichen Menschen, die zur Eröffnung der neuen Kulturinsel zum Gasteig gekommen sind.
Bestes Wetter und gute Stimmung! Am 22. April wurde die neue Kulturinsel vor dem Gasteig HP8 eröffnet. Copyright: Rico Guettich

Eine Kulturinsel in Sendling

Wer über den Vorplatz des Gasteig HP8 spaziert, kann dort nicht nur das Fahrrad parken, sondern den Platz „Am Kulturkraftwerk“ neu entdecken. Auf einer sechseckigen und farbig markierten Fläche haben junge Menschen aus dem Kollektiv „Die Städtischen“ eine Kulturinsel gestaltet. Dazu gehören eigens angefertigte Holzbänke, Hochbeete, ein Verschenk-Schrank und flexible Module, die als Bühne, Tisch oder Aktionsfläche neu angeordnet oder verschoben werden können.

 

Bis Oktober bietet die Kulturinsel neuen Freiraum für Kreativität. Alle sind eingeladen, gemeinsam mit dieser Fläche zu spielen und auch spontane Ideen umzusetzen. Die Kulturinsel soll eine Oase inmitten der Stadt sein, ein flexibler Ort, an dem man sich gerne aufhält, an dem musiziert oder gegärtnert wird.

 

Einige Projekte im öffentlichen Raum hat das Kollektiv schon realisiert: die Begrünung von ungenutzten Hinterhöfen, ein Theaterstück auf einer Kreuzung oder an Hauswände projizierte Kurzfilme. So veranstalteten „Die Städtischen“ auch im Durchgang zur S-Bahn am Haidhauser Gasteig im Sommer 2021 eine wöchentlich stattfindende Konzertreihe. Durch das Spiel mit dem öffentlichen Raum möchte das Kollektiv zum Nachdenken anregen, aber auch das Leben in der Stadt feiern.

Das Kulturkraftwerk der Stadtwerke München als markante Kulisse für die neue Kulturinsel. Vor dem Gasteig HP8 auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben sich viele Menschen versammelt.
Einfach zu finden: die Kulturinsel auf dem Platz Am Kulturkraftwerk Copyright: Rico Guettich
Hochbeete und diverse Sitzmodule aus Holz stehen auf der neuen Kulturinsel vor dem Gasteig HP8 für alle zur Verfügung.
Verschenk-Schrank, Sitzgruppe, Hochbeet: Mobile Holzmöbel wurden extra gebaut und können flexibel angeordnet werden. Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig

Viel Motivation, ein bisschen freie Zeit und eine Hands-on-Mentalität muss man mitbringen, um bei den „Städtischen“ mitzumachen, erzählen Joline Bui und Daniel Wolfram im Gespräch, die zusammen mit Anouar Mahmoudi, Joost Pantelmann und vielen weiteren Helfer*innen die Kulturinsel am Gasteig geplant haben. Etwa 120 Leute gehören zum Kollektiv, die sich auf ihrer Internetseite so beschreiben: „Ein Projekt junger Menschen aus verschiedenen Disziplinen. Von uns für alle“. Während der Coronazeit war das kulturelle und soziale Leben stark eingeschränkt – der für viele ausschlaggebende Antrieb, aktiv zu werden und ihr Umfeld umzugestalten.

 

Joline und Daniel, „Die Städtischen“ sind ein Kollektiv aus bunt zusammengewürfelten jungen Menschen – darunter Tänzer*innen, Architekt*innen, Musiker*innen oder Schreiner*innen. Was hält euch zusammen?

 

Joline: Wir sind ein Pool an Kreativität und alles Leute, die über Grenzen hinaus träumen. Uns alle verbindet der Gedanke, dass nicht jedes Engagement und Tun einen monetären Anreiz haben muss. Wir sind intrinsisch motiviert, in unserer Stadt etwas zu bewegen, um einen stärkeren Zusammenhalt zu schaffen.

Daniel: Gemeinsam mit möglichst vielen Menschen möchten wir öffentliche Räume neu entdecken und alle dazu bringen, das Potential bislang ungenutzter Flächen auszuschöpfen. Wie kreativ und aktiv der öffentliche Raum genutzt werden kann, dafür ist die Kulturinsel im Gasteig HP8 bald ein inspirierendes Beispiel: Früher war der Platz sehr grau, nun ist es dort bunt.

 

Was gibt es auf dieser Insel zu entdecken?

 

Daniel: Wir haben bei unseren Treffen vor Ort Ideen gesponnen, aus denen unsere Vision für diese Fläche entstanden ist: Wir wollten einen offenen, konsumfreien Platz kreieren, der von der Bevölkerung selbst angepasst werden kann. Die Möbel dürfen frei bewegt und vielseitig genutzt werden, es soll aktives Leben dort stattfinden.

Gebt uns gerne ein paar konkrete Beispiele, was auf der Kulturinsel alles möglich ist.

 

Joline: Wenn jemand zum Beispiel spontan ein Theaterstück aufführen möchte, können die Holzmodule zu einem Amphitheater aufgestellt werden. Ein anderes Mal wird dort zu einem Spielenachmittag aufgerufen oder es gibt Open Mics mit Comedy oder Podiumsdiskussionen oder spontane Konzerte. Die Kulturinsel ist sowohl eine Bühne als auch eine moderne Agora.

Daniel: Die Kulturinsel ist dynamisch und immer so, wie die Leute sie sich wünschen und gestalten. Vor Ort gibt es einen offenen Verschenk-Schrank und ein schwarzes Brett, worüber alle ihre eigenen Ideen austauschen können. So kann sich eine Gemeinschaft bilden. Jede*r soll es mitbekommen: Hier ist ein Platz, wo wir immer hingehen und uns wohlfühlen können.

 

Eine unbekannte Insel muss ja immer erst entdeckt werden: Wie wollt ihr die Nachbar*innen und den Rest der Stadt für das aktive Mitgestalten der Kulturinsel begeistern?

 

Joline: Die Leute müssen sich wahrscheinlich erstmal daran gewöhnen, dass man die Möbel einfach verschieben darf. Schon bei der Eröffnung konnte man sehen, dass die Module ganz verschieden angeordnet werden können und sich der Raum zu jedem Anlass anpasst.
Daniel: Unsere Eröffnungsfeier war ein Eisbrecher für die spätere Nutzung. Wir hoffen sehr, dass die Kulturinsel vor dem Gasteig HP8 zukünftig ein Selbstläufer wird.

 

 

Von links nach rechts: Anouar Mahmoudi, Joline Bui und Daniel Wolfram vom Kollektiv "Die Städtischen" eröffnen die Kulturinsel. Im Hintergrund: Gasteig-Chef Max Wagner
Von links nach rechts: Anouar Mahmoudi, Joline Bui und Daniel Wolfram von den Städtischen eröffnen die Kulturinsel. Im Hintergrund: Gasteig-Chef Max Wagner Copyright: Rico Güttich
Tanzperformance von Anna Ideenkind auf der neuen Kulturinsel. Die Tänzerin bewegt sich im pinken Outfit auf dem Boden liegend vor dem Publikum.
Ein Platz für Kreativität: Auf der Kulturinsel darf getanzt, gefeiert, gegärtnert und gespielt werden. Copyright: Rico Guettich

In so einem Projekt stecken viele Gedanken und vor allem auch viel Zeit. Was treibt euch an, dass ihr euch in eurer Freizeit für solche Projekte engagiert?

 

Daniel: Meine Motivation als Mensch und Landschaftsarchitekt ist es, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern: Etwa 75 Prozent des öffentlichen Raums werden nur für Straßen oder Autos genutzt. Dieses Konzept ist sehr veraltet. Man muss den öffentlichen Raum neu und vielschichtiger denken.
Joline: Mir macht es großen Spaß, mich in der Kulturszene zu engagieren, weil man auf viele interessante Menschen trifft. Gerade mit Freund*innen an solchen gemeinsamen Projekten zu arbeiten, schweißt zusammen. Vieles lebt dabei von Zufall und Spontanität. Das gibt jedem Moment das besondere Etwas.

 

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Fragen zur Kulturinsel? Gerne an mitmachen@gasteig.de schreiben.

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