„Kreativität im weitesten Sinne ist für viele ein wichtiger Faktor für die eigene mentale Gesundheit – man nähert sich Dingen anders, findet neue Perspektiven und Lösungen.“
Dominique de Marné setzt sich mit ihrem Unternehmen „Mental Health Crowd“ für einen offenen Umgang mit mentaler Gesundheit ein. Die Crowd vermittelt psychische Gesundheitskompetenz mittels Kursen, Vorträgen und Events. Beim Mental Health Festival ist sie als Moderatorin im Einsatz. Wichtig ist für sie: „Mal nicht reden (müssen), sondern gestalten, entwerfen, komponieren, schreiben. Kunst und Kultur können auch Berührungsängste abbauen, die viele Menschen verspüren, wenn Mental Health Thema ist. Musik, Tanz, Film und Kunst können Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben würden.“
„Die Kunst der Kunst ist es, begreifbar und erfahrbar zu machen, was uns Menschen emotional bewegt. Musik ist durch ihre Ausdrucksstärke ein perfektes Medium dafür.“
Die Inhalte der Musik der Metalcore-Band House of Anxiety drehen sich um psychische Erkrankungen und mentale sowie emotionale Probleme – auch aus der Sicht Betroffener. Die Band möchte auf das Thema „Mental Health“ aufmerksam machen, denn: „Mentale Gesundheit ist leider noch immer ein Tabuthema. Durch unsere Kunst können wir im besten Fall für zwischenmenschliche Verbindungen und Austausch sorgen“.

„Kunst und Kultur entführen uns in ein Universum jenseits des Alltags. Wir können aus anderer Perspektive auf unser Leben schauen, Erfahrungen einordnen, Halt finden.“
Coachin und Tanzlehrerin Eva-Maria Richter von „Impetus Tanz“ gibt beim Mental Health Arts Festival gemeinsam mit Petra Ruggiero zwei Workshops „Tanz als Ressource“. „Beim Tanzen kommen wir mehr ins Hier und Jetzt.“ sagt sie, „Ein Gefühl der Lebendigkeit stellt sich ein, Gedankenschleifen werden unterbrochen – wesentliche Voraussetzungen für mentale Gesundheit.“

„Wenn Worte nicht mehr ausreichend sind, fängt Musik an, unsere Stimmungen zu spiegeln. Für mich bedeutet mentale Gesundheit: die eigenen Emotionen und Ressourcen spüren.“
Angelo Bard leitet Trainings in den Bereichen Resilienz, Ressourcenstärkung und emotionale Intelligenz. Er ist selbst Musiker und bringt daher ein besonderes Verständnis für Kunstschaffende mit. Beim Mental Health Arts Festival bietet er die „Mentale Tankstelle“ im Generator in der Halle E an.

„Kunst und Kultur sind für mich eine Art von Kommunikation im öffentlichen Raum. Diese Form von Austausch sehe ich als zentral für ein gesundes Leben und eine gesunde Gesellschaft.“
Dominik Wendland illustriert, veröffentlicht Graphic Novels und Comics, u. a. das „Antidepri Tagebuch“. Beim Festival gibt es zwei Zeichen-Workshops mit Dominik Wendland. Wichtig ist für Dominik Wendland: „Kunst und Kultur und die damit entstehende Form der Kommunikation unterliegt nicht nur Institutionen, sondern kann auch von Individuen genutzt werden, um private und dann auch wieder strukturelle Missstände anzusprechen.“

„Meine Kunst hat mir in meinen depressiven Episoden meine Sprache wiedergegeben. Ich konnte einen Ausdruck finden, für den mir vorher lange Zeit die Worte fehlten. Das hat nicht nur mir selbst geholfen, mich besser zu verstehen, sondern auch meinem Umfeld.“
Eva Jahnen ist selbst von Depression betroffen seit sie 13 Jahre alt ist. Sie liest aus ihrem Buch „Die Gedanken sind Blei“ und spricht über ihre Erfahrungen mit Dominique de Marné.

„Kunst und Kultur tragen dazu bei, uns resilient zu machen gegen die unschönen Zumutungen des Alltags und die Grausamkeiten in der Welt.“
Für Anja Jablonski-Sacher schafft „Kultur Verbundenheit mit anderen Menschen und bewirkt, dass wir uns ganz und heil fühlen, im Einklang mit der Welt. Menschen brauchen Nahrung, um gesund zu bleiben – Körper und Seele gleichermaßen.“ Sie gibt beim Mental Health Arts Festival zwei Tanz-Workshops.

„Kunst und Kultur-Angebote sind für mich ein wichtige Selbstfürsorge, um meine eigene mentale Gesundheit zu stärken.“
Mechthild Kreuser bietet beim Festival „Yoga auf dem Stuhl an“. Sie nimmt sich immer wieder bewusst Zeit für sich selbst, um ein gutes Buch zu lesen, einen Film zu gucken oder zu einer Performance oder in ein Museum zu gehen.

„Du entdeckst dich selbst neu, ob durch Bewegung, Malen oder Betrachten von Kunst. Kreativität bringt dein Gehirn zum Leuchten und holt dich aus dem Alltagstrott. Es geht nicht immer darum, etwas zu leisten – manchmal reicht es, einfach nur da zu sein.“
„Neues kann unser Gehirn erstmal erschrecken, denn es bedeutet potenziell Gefahr“, erklärt die Coachin Tam Tran Thi. „Aber hey, Neues bedeutet auch immer Wachstum und die Chance, dich selbst besser kennenzulernen. Genau das passiert, wenn wir uns auf Kunst und Kultur einlassen. Kunst muss nicht immer genussvoll sein, und du musst sie auch nicht immer verstehen, doch wenn du dich darauf einlässt, berührt sie dich auf eine besondere Weise und bringt dich näher zu dir selbst, zu deinen Gedanken und Gefühlen. Wenn du verstehst und fühlst, was in dir vorgeht, weißt du automatisch, was dir gerade gut tut und was nicht. Also, lass dich drauf ein und erlebe die pure Fülle und Überfluss durch Kunst und Bewegung“.
Bei „Legal Ecstasy“, dem abendlichen Festival-Frei-Tanz in der Halle E mit Tam und ihrem Kompagnon DJ Nesstor kann man genau das erfahren.

„Kunst und Kultur führen zum Ausdruck und Eindruck. Beides ist heilsam.“

Die Ärztin, Autorin und Poesietherapeutin Silke Heimes zeigt bei zwei Schreibworkshops, wie Schreiben als Tool für Ihre Psyche und Gesundheit dienen kann.
Text: Heike Braun