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Rebecca Louise Law: „Blumen sind eine Feier der Gegenwart”

Die britische Künstlerin Rebecca Louise Law arbeitet ausschließlich mit Blumen und Naturmaterialien. Für ihre raumgreifende florale Skulptur „Calyx" sammelten Münchner*innen ein ganzen Jahr lang ca. 100.000 getrocknete Blüten, die Law anschließend mit freiwilligen Helfer*innen in einem stillgelegten Schwimmbad zu einzelnen Blumensträngen band. Ihre partizipative Kunst, bei der sie unterschiedliche Menschen zusammenbringt, verbindet Mensch und Natur auf respektvolle und gemeinschaftliche Weise miteinander.

Die Künstlerin Rebecca Louise Law sitzt vor ihrem Blütenkunstwerk auf dem Stuhl und blickt in die Kamera.
Copyright: Toledo Museum Of Art

Die Blume hat eine lange und reiche Kulturgeschichte. Was interessiert Sie an der Arbeit mit realen Blumen oder der Natur?

Die Blume ist ein Geschenk. Ein Symbol des Lebens. Eine heilige Erinnerung an die Vergangenheit und eine Feier der Gegenwart. Die Blume entwickelt sich und überlebt. Die unzähligen Ebenen unserer menschlichen Geschichte sind mit der Blume eng verwoben. Ich liebe es, die Blume als skulpturales Kunstmaterial zu verwenden. Mit ihr kann ich Kunstwerke schaffen, die uns mit der Natur verbinden. Das ist bei den vielen Ablenkungen heutzutage dringend notwendig.

 

Wie wichtig ist dir der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen?

Sehr wichtig. Die Ressourcen sind nicht unendlich. Wir müssen weniger verbrauchen. Wir haben es uns unglaublich schwer gemacht, unsere Leben nachhaltig zu gestalten. Ablenkungen und Konsum haben die Lücken gefüllt, in denen wir eigentlich Zeit, Ruhe und einen Ort brauchen, um eine Verbundenheit mit der Natur zu schaffen. Zu erkennen, wo wir als Verbraucher heilsame und durchdachte Veränderungen vornehmen können, ist entscheidend für ein gesundes Leben und einen gesunden Planeten.

Die Künstlerin Rebecca Louise Law bindet mit freiwilligen Helferinnen getrocknete Blüten auf Draht.
Copyright: Kunsthalle München
Blütenkunst von Rebecca Louise Law
Copyright: Kunsthalle München

„Es dauert lange Zeit, bis die Menschen begreifen, dass Blumen ein Kunstmaterial sind, nicht nur eine Oberfläche, bei der es nur um Schönheit geht. Es geht darum, die Natur zu erleben und zu schätzen, die Natur zu würdigen.“

Rebecca Louise Law

Ihre Kunstwerke sind oft Community-Projekte, bei denen Sie Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten vernetzen. Was reizt sie an solchen partizipativen Gemeinschaftsprojekten?

Ich habe Eltern, die immer die Menschen zusammenbringen wollten. Mein Vater war Gärtner beim National Trust in Großbritannien und leitete Initiativen, die Gemeindegruppen bei der gemeinsamen Gartenarbeit zusammenführte. Nach meinem Studium half ich meinem Vater bei einigen Kunstprojekten und sah, wie alle davon profitierten. Meine eigene künstlerische Arbeit wollte ich partizipativ gestalten und dabei neue Menschen kennen lernen. Ich erkannte die Bereiche meiner Tätigkeit, die ich mit anderen teilen konnte und begann, Institutionen zu bitten, mich bei meiner Vision zu unterstützen. Lokale Hände arbeiten mit lokalem Material. Es ist äußerst bereichernd, den Entstehungsprozess mit anderen zu teilen. Ich konnte erleben, wie sich Nachbarn kennen lernten und beim Abschied Telefonnummern austauschten. Und sich auch mit dem Kunstwerk identifizierten.

 

Die partizipative Installation „Calyx” ist in der Ausstellung „Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur” in der Münchner Kunsthalle zu sehen. Diese ist der Ausgangspunkt für das Flower Power Festival München 2023, das unter dem Motto „Natur feiern in der Stadt” ganz München acht Monate lang in einen Blütenrausch versetzt.

 

Infos zur Ausstellung in der Kunsthalle

 

 

Das Flower Power Festival im Gasteig

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