„Drag hab ich gemacht, bevor ich wusste, was Drag ist“, sagt Pandora Nox über ihre Leidenschaft, die sie später zum Beruf machte. Schon als Kind liebte die 30-jährige Wahlwienerin es, sich zu verkleiden, mit dem Make-up der Mutter zu experimentieren und sich Choreografien für Shows zu überlegen, die sie ihren Eltern vorführte. Den Vornamen Pandora hat die Drag-Künstlerin schon von Geburt an. Er stammt aus der griechischen Mythologie. Ihr gefalle die Geschichte der berühmten Büchse, deren Äußeres attraktiver ist als ihr Inhalt, erzählt die Performerin. Die Kombination mit „Nox“ als Göttin der Nacht erschien ihr ein stimmiger Drag-Name.
Bekannt wurde die studierte Medizinerin im vergangenen Jahr, weil sie beim Drag Race Germany als Siegerin hervorging. Sie bewarb sich beim deutschen Ableger der US-Realityshow RuPaul’s Drag Race aus „Repräsentationsgründen“, wie sie es nennt. „Damit ich mich im Nachhinein nicht beschweren konnte, dass keine Frauen genommen werden.“
Pandora wurde eingeladen und zu Deutschlands erstem Drag-Superstar gekrönt – als erste Cis-Frau, die sich mit ihrem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifiziert. Mit ihrer Teilnahme löste sie Kontroversen aus und bekam zu hören, was sie mache, sei kein Drag. Verstehen kann Pandora das nicht. Einer Frau zu verbieten, sich als Frau zu „verkleiden“, weil nur Männer das dürfen – das ergibt für die Drag-Künstlerin keinen Sinn.
Drag ist der Lebensinhalt der Performerin. Um sich in Schale zu werfen, braucht Pandora Nox mindestens zwei Stunden, der Prozess dahinter ist allerdings viel intensiver. Mittlerweile hat sie ein Team aus Designer*innen, Stylist*innen und Assistenzen, die ihr dabei unter die Arme greifen. Wie sich die Drag-Künstlerin ohne Verkleidung fühlt? „Eigentlich nicht recht anders. Das Einzige ist: In Drag bin ich weniger Kampflesbe als out of Drag.“
Pandora Nox findet es gut, dass Drag durch die Medien mehr im Mainstream angekommen ist: „Aber wir müssen zeigen, dass jede*r Drag machen kann, egal wer man ist, wo man herkommt oder wie man sich identifiziert.“ Deshalb ist es der Künstlerin besonders wichtig, die Diversität von Drag zu vermitteln: „Neben Drag-Queens gibt es -Kings, -Quings, auch Drag-Monster und so viel mehr.“
go drag! munich
Text: Anna Steinbauer