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Ran an die Klassik: Gespräch mit Malte Arkona, Moderator der Jugendkonzerte in der Isarphilharmonie

Sein Vater war Rockmusiker, er selbst mag Mozart lieber als Metallica: Malte Arkona sorgt als Moderator bei den Jugendkonzerten der Münchner Philharmoniker dafür, dass klassische Musik für junge Menschen greifbar wird. Im Interview verrät er, warum Klassik und junge Menschen sein Leben bereichern.

Malte Arkona lächelnd mit Mikrofon auf der Bühne der Isarphilharmonie. Im Hintergrund sind Orchestermitglieder zu sehen.
Copyright: Tobias Hase

Malte, du triffst Stars und Orchester auf den größten Klassik-Bühnen und entwickelst selbst neue Formate, um junge Menschen mit Klassik in Kontakt zu bringen. Warum liegt dir das so am Herzen?

Klassik ist einfach die Musik, die mich am tiefsten berührt und mit der ich mich am liebsten beschäftige. Ich könnte Stücke zehntausendmal hören und immer etwas Neues entdecken. Diese Musik ist aus bestimmten Gefühlen entstanden und die übertragen sich nach 300 Jahren immer noch. Gerade die Klassik ist so vielschichtig: Wenn ich über die Zeit nachdenke, in der das Stück entstanden ist, über die Menschen, die es komponiert haben, und über die Lage, in der sich Musiker*innen befunden haben, dann erkunde ich ein Geflecht von Zusammenhängen und höre Musik völlig anders. Man kann ganz viele Ebenen entdecken: Wie klingen die Instrumente? In welcher Besetzung wird gespielt? Dieselbe Komposition kann völlig unterschiedlich klingen und ist immer aufs Neue spannend.

 

Als Moderator der Jugendkonzerte der Münchner Philharmoniker: Was machst du, damit der Funke für die Klassik überspringt?

Mich interessiert zunächst immer die Energie, die ich beim Publikum im Saal spüre. Ähnlich wie bei einem Rockkonzert sollte die Atmosphäre angenehm entspannt sein, alle sollen sich willkommen fühlen. Ganz egal was wir über Klassik wissen: Wir sind alle hier und erleben gemeinsam etwas Besonderes: Menschen spielen live für uns Musik. Ich bin übermäßig begeistert von klassischer Musik und wenn ich es schaffe, andere dabei mitzunehmen, dann können wir uns zusammen freuen. Ich erzähle, was mich begeistert, beschäftigt, und bin offen dafür, wie es anderen mit der Musik ergeht. Egal wie alt man ist: Jede*r hört anders, hat eigene Bilder im Kopf und andere Fragen. Mich interessieren alle.

„Die Stimmung bei Jugendkonzerten in der Isarphilharmonie ist immer ganz besonders. Obwohl der Raum groß ist, hat man das Gefühl, man sitzt zusammen im Wohnzimmer. Diese Nähe überträgt sich auch auf das Musikhören, man fühlt sich mittendrin. Das kenne ich so aus keiner anderen Stadt.“

Moderator und Musik-Fan Malte Arkona
Moderator Malte Arkona und eine jugendliche Co-Moderatorin im Gespräch mit Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla auf der Bühne der Isarphilharmonie
Mit den Profis auf der Bühne: Malte und eine jugendliche Co-Moderatorin befragen Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla Copyright: Tobias Hase
Malte Arkona sitzt am Rand der Bühne und spricht mit  jungen Leuten im Publikum.
Jede Frage ist erlaubt: Malte Arkona gibt alles, damit sich jede*r im Konzertsaal wohlfühlt. Copyright: Tobias Hase

Neuerdings stehen sogar jugendliche Co-Moderator*innen mit dir auf der Bühne, die zum ersten Mal große Stars interviewen dürfen. Was lernst du von den jungen Menschen?
Mir wird immer wieder klar, dass jede Frage erlaubt ist. Es gibt keine peinlichen oder komischen Fragen, sondern nur überforderte Erwachsene, die vielleicht nicht immer so schnell Antworten parat haben. Wieso müssen wir eigentlich ruhig hier sitzen? Warum ist das Stück so lang? Alles hat Gründe, und die darf man herausfinden. Ich wünsche mir noch viel mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit Klassik. Diese Musik ist nichts, womit man sich beschäftigen muss, um noch schlauer zu werden. Klassik ist einfach etwas, das man genießen darf. Man kann kurz dieser Welt entkommen und als anderer Mensch wieder auftauchen. Dieses Erlebnis wünsche ich allen.

Warum trägst du als lockerer Moderator eigentlich ein schickes Sakko statt Shirt und Jeans?
Mir macht es einfach Spaß, mich bei so einem Anlass feierlich anzuziehen. Mit Mitte 40 entscheide ich das freiwillig. Aber es ist schon auch eine interessante Frage, warum sich Orchestermusiker*innen meist schwarz anziehen. Das hat auch mit Konzentration zu tun: Unser Auge ist nicht so abgelenkt, wenn eine Gruppe in einem Stil gekleidet ist. Man kann optisch auf andere Dinge achten, zum Beispiel, wie Musiker*innen spielen oder miteinander kommunizieren. Bei Proben merke ich häufig: Wenn alle Musiker*innen im Freizeitlook üben, wird es für die Augen oft unruhig. Beim Konzert wollen wir ja das schöne Ergebnis dieser „Werkstatt“ hören: Dann kommt „der Wagen“ glänzend poliert und aufgeräumt vom Band, man sieht auch nicht mehr unter die Motorhaube.

 

Was geht dir in den letzten Minuten vor dem Auftritt durch den Kopf?
(Lacht) Eigentlich hoffe ich als Moderator immer ein bisschen, dass was schiefgeht! Wenn etwas umkippt oder jemand schreit, entsteht eine Situation, die alle aufmerksam beobachten. Dann starte ich richtig durch als Moderator. Alle wollen wissen, wie man aus dieser Lage jetzt bloß wieder rauskommt.

Junge Leute einpacken und gemeinsam ins Konzert!

Schnelle Schlussrunde: Wir fragen, Malte antwortet

  • Geboren? 1978 in Hannover
  • Aufgewachsen? In München, hier lebe ich auch aktuell.
  • Lieblingsort?  Taxisgarten (Biergarten) und alle Wege mit vielen Bäumen
  • Dein Markenzeichen? Unverkrampftheit, Humor in Extremsituationen
  • Deine Lieblingsmusik im Urlaub? Schmalzige Popsongs, z. B. von Gianna Nannini oder von Sting
  • Lieblingsessen? Momentan Sushi, früher Kohlrouladen von Oma, ganz früher Milchreis
  • Wen würdest du gerne mal interviewen? Die Pianistin Martha Argerich, um herauszufinden, wie sie aus einem Holzkasten derartig zauberhafte Töne rausholen kann.
  • Ein Leben ohne Klassik wäre? Unglaublich bedauernswert

Text: