„Jede Aufführung der Gurre-Lieder ist ein historisches Ereignis“, sagt Nikolaus Pont, Manager des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO). Da Schönbergs Ausnahmewerk mit immensem Aufwand verbunden ist, kommt es nur äußerst selten zur Aufführung. „Die größte Herausforderung ist, alle rund 300 Mitwirkenden, etwa 150 Sänger*innen und 140 Musiker*innen, auf der Bühne unterzubringen“, so Pont, dessen Team seit 2021 in den Vorbereitungen für dieses außergewöhnliche Geburtstagsprogramm steckt.
Schönbergs Komposition, für die er elf Jahre gebraucht hat, basiert auf einer romantischen Märchendichtung des dänischen Schriftstellers Jens Peter Jacobsen. Eine mittelalterliche Liebestragödie auf dem dänischen Schloss Gurre inspirierte das Musikgenie Schönberg zum Werk mit der größten Orchesterbesetzung, für die je geschrieben wurde: Motive wie Liebe, Eifersucht und Versöhnung vertont er von liedhaft-zart bis klanglich überwältigend. „Die Gurre-Lieder sind an allen Ecken und Enden größer dimensioniert als andere symphonische Werke“, erzählt Nikolaus Pont.
Was aber macht die Gurre-Lieder zu einem Meilenstein der Musikgeschichte? Nikolaus Pont spricht fasziniert von der Substanz der Komposition: „Das Werk stellt einen absoluten Kulminationspunkt eines Zeitalters dar, bei dem Schönberg die Stilmittel der Romantik bis ins Letzte ausreizt.“ Mit den Gurre-Liedern erreiche der Komponist auch einen Punkt in seinem Schaffen, an dem es so nicht mehr weitergehen konnte, sondern zwangsläufig etwas Neues kommen musste.
Um die massive Besetzung zu stemmen, habe man zusätzliche Musiker*innen engagiert, und der Chor des Bayerischen Rundfunks erhält Verstärkung vom MDR-Rundfunkchor aus Leipzig. Auch für die Solo-Rollen hätte man sich keine geeignetere Besetzung wünschen können, schwärmt der Orchestermanager: „Thomas Quasthoff als Sprecher ist einfach absoluter Luxus!“
Schönbergs Werk gerecht zu werden ist für alle – das Team des BRSO und die Gasteig-Crew – eine sportliche Herausforderung. „Wo räumliche Begrenzungen ein Hindernis darstellen, setzen sich Menschen sehr kollegial und professionell dafür ein, dieses Ausnahmeprojekt mit uns zu ermöglichen“, betont Pont. Eine kreative Lösung: Die erste Sitzreihe der Isarphilharmonie wird extra überbaut, um mehr Bühnenfläche zu schaffen. Selbstverständlich sorgt der Bayerische Rundfunk für eine adäquate Konzert-Übertragung so eines rar stattfindenden Events, 60 Mikrofone und 10 Kameras werden dafür im Konzertsaal installiert. Dank Übertragungswägen kann unbegrenzt Publikum von nah und fern das Ereignis zum 75. des BRSO miterleben. Orchestermanager Pont: „Gerade in der ersten Saison von Simon Rattle ist das ein schönes Signal!“
Symphonieorchester des BR: Gurre-Lieder
Freitag, 19. April (20:00 Uhr) und Samstag, 20. April (19:00 Uhr) in der IsarphilharmonieText: Maria Zimmerer