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Münchener Biennale im HP8: Interview mit der Komponistin von „Turn Turtle Turn“

Yiran Zhao ist Komponistin, Performerin und Klangkünstlerin. Sie studierte und arbeitete in Stuttgart, Basel und Linz, lebt jetzt in Berlin und ist seit 2019 Teil von Oblivia, einem erfolgreichen finnischen Kollektiv für experimentelles Musiktheater. „Turn Turtle Turn“ wird bei der Münchener Biennale in der Halle E uraufgeführt.

Porträt der Komponistin Yiran Zhao vor einem Notenpult.
Die Komponistin Yiran Zhao ist Teil von Oblivia, einem Kollektiv für experimentelles Musiktheater. Copyright: Alvise Predieri

Yiran, wie würdest du „Turn Turtle Turn“ in drei Adjektiven beschreiben?
Episch, berührend, zeitlos.

 

Du bist die Komponistin des Stückes. Wie klingt „Turn Turtle Turn“?

Das Stück erzählt eine große Zeitreise von der Eiszeit bis in die Zukunft in drei Teilen und ist ein experimentelles Musiktheater. Die Musik setzt sich aus akustischem und elektronischem Material zusammen und mischt unterschiedliche Elemente von klassisch bis zeitgenössisch zu Pop. Drei Opernsänger*innen treten in Interaktion mit vier finnischen Performer*innen von Oblivia und den elf Musiker*innen des Ensemble ö! für zeitgenössische Musik. Laut und Bewegung bauen sich langsam aus unterschiedlichen Positionen im Raum auf. Das Publikum kann von allen Richtungen hören und sehen. Wir arbeiten viel mit Raumakustik und beziehen die Klangsituation vor Ort mit ein, die sich ständig verändert.

Mehrere Menschen performen in der Halle E.
Die Performer*innen von Oblivia bespielen die denkmalgeschütze Halle. Copyright: Melanie Brandl
In der Halle E sitzt ein Streicherensemble, ein paar Performer*innen tanzen im Hintergrund.
Das Ensemle ö! hat in der Halle E Platz genommen. Copyright: Melanie Brandl

Was ist der Reiz an der Akustik in der Halle E?
Die alte Industriehalle hat akustisch so viele Ebenen, und auch die Lichtsituation ist toll weil durch die Dachfenster Tageslicht fällt, das sich stündlich verändert. Da die Halle E ein öffentlicher Raum mit Durchgangsverkehr ist, hat man immer eine Aktivität dabei. Mit dieser lebendigen Situation umzugehen, finde ich sehr spannend. Wir haben viele Soundtests gemacht, um herauszufinden, welchen Klangcharakter welche Position in der Halle hat. Im ersten Stock beim Generator gibt es zum Beispiel eine Stelle – dort stehen die Sänger*innen im ersten Teil –, da klingt es wie in der Kirche.

 

Um was geht es dir beim Komponieren?
Ein großer Teil meines Interesses liegt darauf, mit Körpern und Objekten zu experimentieren. Für mich geht es bei einer Komposition nicht in erster Linie um Klang, sondern um alle möglichen Materialien. Wenn man mit einem kompositorischen Gedächtnis Dinge denkt und organisiert, ist das für mich schon eine Komposition. Ich schreibe viel Instrumentalmusik, arbeite aber auch viel mit Performer*innen und Tänzer*innen zusammen. Die Kollektivarbeit von Oblivia, bei der wir uns auch viel mit Kommunikation beschäftigen, schätze ich sehr.

Münchener Biennale im HP8

„Turn Turtle Turn“ & „Territorios Duales / Doppelter Boden“

Text: