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Musik für die innere Leinwand

Zahllose Filmmomente haben sich dank ihrer Musik in unser kollektives Gedächtnis gebrannt. Kein Wunder, dass sich diese ikonischen Soundtracks auch als Live-Konzerte großer Beliebtheit erfreuen. Von Reisen durch die Filmgeschichte, Blockbuster-Wucht und der Begegnung einer jungen Sängerin mit einem altem Meister.

Sängerin am Flügel vor Mikrofon
Copyright: Tom Schneider

Ein Ritt durch die Filmgeschichte mit Jonas Kaufmann

Ein schrilles Geigen-Stakkato in Hitchcocks „Psycho“, lauernde Töne, die in „Der weiße Hai“ Ungemach verkünden, oder das nostalgische „As Time Goes By“, das der gute alte Sam in Casablanca seit mehr als 80 Jahren immer wieder noch einmal spielt: Viele Melodien sind längst so vertraut wie die Szenen, die sie begleiten. Einige davon können Sie in unserem Februar-Programm live erleben. Nicht weniger als „The Sound of Movies” verspricht der Startenor Jonas Kaufmann und reist in seinem abendfüllenden Programm am 4.2. durch 80 Jahre Filmgeschichte. Da verwundert es kaum, dass die ausgewählten Stücke durchaus die Weihen der Zeit erfahren haben – wenn es einen Kanon der Filmmusik gibt, dann haben sie darin ihren festen Platz. Mancinis „Moon River“ aus Breakfast at Tiffany’s, Vangelis’ „Conquest of Paradise” oder „Reality” aus La Boum – Die Fete führen augenblicklich ins New York der 1960er-Jahre, auf wogende See oder zu einer Schulparty mitten in Paris mit all ihrem sehnsuchtsvollen Teenager-Herzschmerz.

Jonas Kaufmann ist neben einem alten Filmprojektor abgebildet. Er ist im Seitenprofil zu sehen, lächelt und trägt ein weißes Hemd sowie ein dunkelblaues Sakko.
Für Tenor Jonas Kaufmann ist Kino nicht ohne Musik denkbar. Copyright: Gregor Hohenberg

In seinem Vorwort zum dazugehörigen Album schreibt Kaufmann: „Kino ist ohne Musik nicht denkbar. Musik verstärkt nicht nur die Kraft des Bildes, sie löst Gefühle aus, meist noch stärker und nachhaltiger als jedes Bild. Musik wirkt auch ohne Film, aber ein Film nicht ohne Musik.“

 

Natürlich nimmt Musik über ihre emotionale Dimension hinaus noch weit mehr wichtige Aufgaben im Film an: Sie kann die Handlung strukturieren, das Setting definieren, Figuren kennzeichnen, sie kann überhöhen oder ironisch kommentieren. Und trotz all dieser Möglichkeiten verzichten überaus intensive und kraftvolle Filme auf den Einsatz von Musik – wie Michael Hanekes „Caché“ oder „Das weiße Band“. Doch in Kaufmanns Programm geht es um den oft nostalgischen Gefühlsraum der lieb gewonnenen Klassiker.

 

Mit den Münchner Symphonikern wird Kaufmann von einem Klangkörper begleitet, der selbst schon zahllose Soundtracks einspielte, darunter Hollywood-Produktionen wie „Das Schweigen der Lämmer“. Seinen Zusammenhalt findet dieser Konzertabend in den Arrangements und in der Intonation des Startenors.

Ennio Morricone: Das Lebenswerk eines Maestros

Mundharmonika, Maultrommel, Peitschenknallen, glorios strahlende Trompeten, ein im Galopp antreibender Rhythmus: Wenige Takte genügen, um Ennio Morricones Klangwelt zu erkennen. Der italienische Komponist lieferte die Musik zu mehr als 500 Filmen, darunter Klassiker wie „Zwei glorreiche Halunken“, „Es war einmal in Amerika“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“, mit einem der berühmtesten Filmmusik-Themen überhaupt. 2007 wurde Morricone für sein Schaffen mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet.

 

Dass der Stil des rastlosen Komponisten so charakteristisch ist, könnte verwundern, denn neben Sergio Leones Italo-Western hat er zahllose musikalische und filmische Terrains erkundet: Avantgarde, Jazz und Pop, Krimi, Komödie und Thriller sind nur einige davon. Und doch verhelfen seine spezielle Instrumentierung und das vollends beherrschte Spiel von Anspannung und Entspannung, Teil der immersiven Umgebung von Kultfilmen zu werden, die Umberto Eco als „vollständig eingerichtete Welt“ bezeichnet hat: einen wiedererkennbaren Raum, in dem sich das Publikum zu Hause fühlt.

Junge Frau lächelt vor bronzefarbenem Hintergrund in die Kamera.
„Alma Naidu verbindet Jazz, Pop und eine Ahnung von Filmmusik“, schrieb der „Rolling Stone“ über das Debütalbum der Sängerin Alma Naidu. Copyright: Boris Breuer

„Die Musik von Ennio Morricone ist geprägt von unvergesslichen Melodien, die direkt ins Herz gehen. Seine Kompositionen sind nicht nur musikalische Begleitung, sondern werden zu eigenständigen Erzählungen, die über die Leinwand hinaus zu Klassikern geworden sind.“

Alma Naidu

Für die Solistin Alma Naidu, die mit dem Pilsen Philharmonic Orchestra & Chor am 17. und 18.2. eine Auswahl der Musik Morricones darbietet, sind die Konzerte in der Isarphilharmonie Heimspiele: Die mehrfach preisgekrönte Sängerin und Komponistin hat ihr Studium in Jazzgesang neben der Royal Academy of Music in London an der Hochschule für Musik und Theater München absolviert und ist auch in Musical und Oper heimisch.

 

Obwohl ihre eigene Musik neben Jazz und Pop auch Anklänge von Filmmusik trägt, sieht Naidu auch Unterschiede. „Normalerweise spiele ich meine eigene Musik, eine Mischung aus Jazz, Pop und Singer-Songwriter-Einflüssen. Bei ‚The Music of Ennio Morricone‘ singe ich mit einer eher klassisch geführten Stimme, es gibt keinen Text und statt Band sind ein großes Orchester und ein Chor beteiligt.“ Die Herausforderung des Programms sieht Naidu darin, den vertrauten Melodien von Ennio Morricone gerecht zu werden und gleichzeitig ihre persönliche Note einzubringen. Es soll nicht darum gehen, die Musik zu reproduzieren, sondern auch zu interpretieren.

 

Fragt man Naidu nach ihrem liebsten Filmmusik-Moment, fällt ihr jedoch noch ein ganz anderer ein: „In der Oberstufe habe ich damals meine Facharbeit über die Musik aus ‚Gladiator‘ von Hans Zimmer und Lisa Gerrard geschrieben. Diese Musik hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.“ Und damit ist sie nicht alleine – im Februar widmen sich zwei Konzertabende der Musik des Komponisten, der von der breiten Masse wohl wie kein zweiter mit zeitgenössischer Filmmusik in Verbindung gebracht wird.

Hans Zimmer und Elton John: Die Wucht der Blockbuster

Eine bunt beleuchtete Bühne mit Orchester und Sänger*innen. Im HIntergrund eine Leinwand, auf der ein Löwe zu sehen ist.
Copyright: Highlight Concerts GmbH

Wo Musik für das weite Panorama, die große Leinwand und die Wucht der Dolby-Surround-Boxen gesucht wird, da ist Hans Zimmer nicht weit. Überwältigend und erhebend kommen seine Soundtracks daher, natürlich auch nicht frei von Pathos. Im Saal X spielt am 5.2. der Kulturverein Freie Kunst eine Auswahl aus dem Schaffen, unter anderem „Fluch der Karibik“, „Inception“, „Dunkirk“, „Sherlock Holmes“.

 

Ebenfalls aus der Feder Hans Zimmers stammt der oscarprämierte Soundtrack zu „Der König der Löwen“, der afrikanische Rhythmen auf elegische, monumentale Melodien treffen lässt. Mindestens genauso prägend sind die Songs von Elton John: Hits wie „Hakuna Matata“, „Circle of Life“ und „Can You Feel the Love Tonight” werfen das Isarphilharmonie-Publikum am 11. und 12.2. sofort in die Zeichentrick-Steppe. Dieser Eskapismus wird noch von einer Slideshow unterstützt, aber natürlich ist es hier wie bei allen Konzertabenden: Die schönsten Bilder entstehen im Inneren derer, die zuhören.

Unvergessliche Melodien: Das sind die nächsten Filmmusik-Konzerte bei uns

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