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Das erste Festival für queere Literatur im HP8

Verschiedene Lesungen, Podiumsgespräche und ein vielfältiges Rahmenprogramm sollen beim 1. Queer Literatur Festival Münchens die queere Literatur aus der Nische holen und ihren Autor*innen ein Forum bieten. Welcher ihr liebster Schreibort ist und warum es wichtig ist, ein Literaturfest mit dieser Ausrichtung in München zu haben, erzählen die Beteiligten selbst.

Ein junger Mann lehnt an einer Wand und blickt in die Kamera.
Lion Christ Copyright: Peter-Andreas Hassiepen/MünchenKontakt: peter.hassie

Lion Christ, was präsentierst du auf dem Festival?

Meinen Debütroman „Sauhund“, über den 21-jährigen Flori vom bayerischen Oberland, einen unbezwingbaren Glücksucher und Taugenichts, der 1983 nach München, in die große Stadt aufbricht, um sich dort ins schwule Nachtleben zu stürzen. Gleichzeitig kommt leider gerade Aids in Deutschland auf, macht alles, was ohnehin schon hochkompliziert ist in diesem turbulenten Alter, noch viel komplizierter.

 

Was ist dein liebster Schreibort?

Ich schreibe meistens fläzend, in meinem Bett. Mit Rückentraining und genug Sport geht das noch recht gut gerade, aber irgendwann braucht es da vielleicht doch mal einen vernünftigeren Schreibort eines Tages.

 

Warum ist es wichtig, ein Queeres Literatur Festival in München zu machen?

Orte, an denen sich Menschen austauschen und verbünden können, waren historisch gesehen schon immer wichtig, um mit vereinten Stimmenpolitische Schlagkraft entwickeln zu können. Queerfeindlichkeit und Ausgrenzung werden leider nie ganz aus unserer Gesellschaft verschwinden, aber unsere Vorreiter*innen und wir haben bereits so einiges erreicht. Immer weiter vorwärts also!

Porträt eines jungen Menschen, im Hintergrund sieht man die Deichtorhallen.
Can Mayaoglu Copyright: Bjoern Olemalke

Can Mayaoglu, was präsentierst du auf dem Festival?

Ich präsentiere meinen Roman „Nadia“, der dieses Jahr im April im Albino Verlag erschienen ist.

 

Was ist dein liebster Schreibort?

Am Schreibtisch. Immer ordentlich gekleidet. Ich würde nicht im Schlafanzug an den Schreibtisch gehen. Da bin ich sehr preußisch.

 

Warum ist es wichtig, ein Queeres Literatur Festival in München zu machen?

Ich glaube, dass wir nach wie vor Schutz- und Begegnungsorte brauchen, an denen queere Menschen sich mit- und untereinander austauschen oder einfach sein können. Wir leben in hoch politischen Zeiten und ich habe den Eindruck, dass ein*e jede*r von uns sich positionieren muss. In ausgewiesenen queeren Räumen und Veranstaltungen kann ich einfach einmal durchatmen.

Porträt des Autors
David Santos Donaldson Copyright: Billy Bustamante

David Santos Donaldson, was präsentierst du auf dem Festival?

Ich werde meinen Debütroman „Grönland“ auf dem Queer Literatur Festival in München vorstellen. „Grönland“ ist ein Roman im Roman über einen jungen, schwulen, schwarzen Autor, der über die reale, verbotene Liebesaffäre zwischen Mohammed El Adl und E.M. Forster schreibt. Diese kollidiert allerdings mit dem eigenen Leben des jungen Autors, wobei sich Fakten und Fiktion vermischen.

 

Was ist dein liebster Schreibort?

Ich schreibe am liebsten, wenn ich völlig allein und von der Welt isoliert bin. Ich brauche so viel Ruhe, dass ich nur die imaginären Stimmen meiner Figuren höre und völlig in ihre Welt eintauchen kann. Ich muss alles andere ausblenden. Ich kenne andere Autoren, die in einem Café oder in einem Park schreiben können, ich kann das nicht. Am besten schließe ich mich stundenlang allein in meinem Arbeitszimmer ein. Ein eigenes Zimmer – wie Virginia Woolf so schön sagt – ist für mich entscheidend, um frei genug zu sein, um meiner Fantasie freien Lauf zu lassen.

 

Warum ist es wichtig, ein Queeres Literatur Festival in München zu machen?

Viele Jahre lang hatte ich Schwierigkeiten, meine Werke zu veröffentlichen, weil ich mich mit queeren und schwarzen Themen beschäftigte. Dabei haben unsere Stimmen die Kultur, die Philosophie und die Kunst seit Jahrhunderten geprägt. Es ist an der Zeit, dass wir unsere einzigartigen und kraftvollen Geschenke an die Welt feiern. Es ist eine große Freude, ein Teil des Queer Literatur Festivals zu sein.

Porträt von Lars Werner
Lars Werner Copyright: Privat

Lars Werner, was präsentierst du auf dem Festival?

Ich lese aus meinem Debütroman „Zwischen den Dörfern auf hundert“, der während des sogenannten Fußball-WM-Sommermärchens 2006 in Dresden spielt. Der Roman verfolgt die Geschichte von Benny, der in diesem Sommer den Punk und seine queere Sexualität entdeckt. Währenddessen befeuert die wachsende Nationale Erregung die Rechte Bewegung und wird zur Bedrohung für Bennys Orte und Freund*innen.

 

Was ist dein liebster Schreibort?

Ich teile mir einen Schreibtisch in der Lause, einer solidarischen Genoss*innenschaft in Berlin. Vom Fenster aus schau ich auf eine große weiße Wand, vor der weder Tageszeit noch Wetterlage erkennbar sind, so kann ich leicht die Zeit vergessen.

 

Warum ist es wichtig, ein Queeres Literatur Festival in München zu machen?

Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass es das erste Festival dieser Art in München ist, also schon allein deshalb ist es wichtig. Aktuell sind die Themen meines Romans aber auch vor dem Hintergrund der erstarkten AfD leider wieder sehr aktuell und umso wichtiger ist, mit anderen queeren und linken Künstler*innen zusammenzukommen und lebendige Gegenkultur anzubieten.

Queere Literatur im HP8

Text: