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Max Wagner geht, was bleibt? Interview zum Abschied des Gasteig-Geschäftsführers

Mit Beharrlichkeit und jeder Menge Idealismus: Max Wagner leitete siebeneinhalb Jahre die Geschicke des Gasteig. Warum es für den ausgebildeten Sänger und Juristen nun Zeit ist zu gehen und was ihn auch weiterhin dazu antreibt, Menschen für Kultur zu begeistern.

Max Wagner übergibt symbolisch einen großen Schlüssel an Stephanie Jenke
Schlüsselübergabe: Stephanie Jenke wird als Max Wagners Nachfolgerin ab 1. Oktober 2023 den Gasteig leiten. Copyright: Kathrin Metzner / Gasteig

Max, siebeneinhalb Jahre warst du Geschäftsführer der Gasteig München GmbH. Die Zukunft des Gasteig in Haidhausen ist ungewiss. Warum ist dennoch jetzt der richtige Zeitpunkt für dich zu gehen?

Ich hatte von Anfang an gleich drei Jobs: Den Gasteig leiten, ein Interimsquartier suchen und bauen und die Generalsanierung vorantreiben. In allen drei Bereichen findet jetzt eine Zäsur statt. Der Gasteig hat sich weiterentwickelt. Wir haben uns als Unternehmen verändert und sind neue Wege gegangen – für die Mitarbeitenden wie auch für unser Publikum. Wir haben das Interimsquartier gesucht, gefunden, eröffnet und einen neuen Kulturanziehungspunkt in der Stadt geschaffen. Auch bei der Generalsanierung gibt es einen klaren Schnitt: Im Herbst wird entschieden, wie es weitergeht, und die Planungen dafür haben wir getroffen. Es ist gut, wenn jemand dieses Projekt künftig unbelastet und mit frischer Kraft vorantreibt.

 

Du hast den Gasteig von Haidhausen an den Flaucher begleitet und vieles verändert. Was waren für dich persönliche Höhepunkte und knifflige Momente?

Ein Meilenstein war, als uns 2016 die Gasteig-Sanierung vom Stadtrat übertragen wurde, gefolgt von einem internationalen Architekturwettbewerb und spannenden Planungen mit Henn Architekten. Und natürlich die Suche und der Bau der Interimsquartiere für den Gasteig und seine Institute. Einer der größten Tiefpunkte dagegen war für mich, als sich der Stadtrat 2020 in Sachen Gasteig-Sanierung – anders als von uns vorgeschlagen – für eine Investorensuche entschieden hat und wir dadurch die Bauherreneigenschaft verloren haben. Der absolute Höhepunkt war für mich aber die Eröffnung der Isarphilharmonie. Als Kulturmanager ist es eines der größten Geschenke, wenn ein neues Konzerthaus im Zeit- und Kostenrahmen gebaut und eröffnet werden kann. Ich erinnere mich noch genau, wie ich freudig aufgeregt am 8. Oktober 2021 auf der der neuen Bühne der Isarphilharmonie die ersten Worte ans Publikum richten durfte.

Ein Jahr Gasteig HP8: Ein guter Grund zu feiern für Katrin Habenschaden und Max Wagner.
Steffi Jenke und Max Wagner laufen zusammen mit anderen Gasteig-Mitarbeiter*innen die Stufen des Haidhauser Gasteig hinunter.
Gemeinsamer Weg: Stephanie Jenke und Max Wagner brechen mit anderen Gasteig-Mitarbeiter*innen zu Fuß vom Haidhauser Gasteig zum Interimsquartier auf.

Das Sozialprojekt Lab Uganda, die Öffnung der Isarphilharmonie für das Publikum mit „Bühne frei” oder das Mental Health Arts Festival: Was treibt dich an, Menschen für Kultur zu begeistern?

Als unverbesserlicher Idealist denke ich, dass wir uns durch die Kultur erst in unserer ganzen Menschlichkeit wahrnehmen und erleben können. Und das ist heute wichtiger denn je! Früher gehörte es zum guten Ton, ein Instrument zu lernen, ins Theater zu gehen. In der Schule gab es ausreichend Musik- und Kunstunterricht. Das hat sich verändert, und deshalb brauchen Kulturinstitutionen eine neue Ausrichtung und Haltung. Seit fast 200 Jahren sind wir es gewohnt, Programm für unser Publikum vorzugeben. Wir können aber aus meiner Sicht nur dann möglichst viele erreichen, wenn wir wirklich auf Augenhöhe mit den Menschen kommunizieren, ihnen zuhören und auch die Möglichkeit geben, sich selbst einzubringen. Hierfür einen Beitrag zu leisten, ist meine größte Motivation.

 

Wer wird jetzt für den neuen Gasteig kämpfen?

Stephanie Jenke wird meine Aufgaben interimistisch weiterführen. Sie ist seit Jahrzehnten als Prokuristin am Gasteig und nicht nur Volljuristin, sondern eine Vollblut-Kulturmanagerin mit großer Kreativität. Die Stelle wird ausgeschrieben, und der Aufsichtsrat entscheidet, wer die Geschäftsführung nach mir übernimmt.

 

Und wie geht es bei dir weiter?

Ich nehme mir erstmal Zeit, um zu mir zu kommen und mich auf meine neue Aufgabe bei der Beisheim Stiftung vorzubereiten. Dort werde ich als Geschäftsführer die Bereiche Kultur und Gesundheit betreuen und freue mich auf neue Herausforderungen.

 

Was wünschst du dem Gasteig der Zukunft?

Ich wünsche mir für die Sanierung, dass es bald ein klares politisches Bekenntnis dafür gibt. Dass dieses großartige und wichtige Projekt nun mit Elan angepackt und umgesetzt wird.

Pläne für die Gasteig-Sanierung

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