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Comic als Selbstermächtigung: Über die Comic Bar der Stadtbibliothek im HP8

Starke Bilder und aufregende Erzählungen – längst loten Comics neue literarische und künstlerische Wege aus, um reale und fiktive Welten sichtbar zu machen: In der Reihe Comic Bar der Stadtbibliothek stellt die Münchner Zeichnerin Barbara Yelin inspirierende internationale Künstler*innen und deren Werke der graphischen Literatur und Comic-Kunst vor.

Porträt der Comickünstlerin Yelin. Sie trägt einen blauen Pulli und eine orange Kette.
Copyright: Martin Friedrich

Zwei- bis dreimal pro Jahr versammeln sich im Gasteig alle Comic-Interessierten, um spannende neue Stimmen zu sehen und zu hören, zu netzwerken und einen Einblick in den Arbeitsprozess zu bekommen. Der Kuratorin der Comic Bar Barbara Yelin ist das Format und der Austausch, den es ermöglicht, besonders wichtig.

 

„Die Präsentationsmöglichkeit für die künstlerische Form des Comics und der Graphic Novel bekommt in München immer noch viel zu selten eine Bühne.“, sagt Yelin. Ihre „Anfangszeichnerinnenjahre“, wie sie es selbst nennt, erlebte sie in Berlin, wo es eine rege Comicszene mit entsprechender Sichtbarkeit gibt.

„Comic ist eine Form der Selbstermächtigung, weil Geschichten aus einem sehr persönlichen Blick erzählt werden können. Sie eignen sich sehr gut für ein Sichtbarmachen von Brüchen, Atmosphären, Gefühlen.“

Barbara Yelin

Im Fokus hat die Comic Bar internationale Künstler*innen, die in ihren Werken neue inhaltliche und visuelle Richtungen einschlagen: „Unsere Gäste sind bekannte Künstler*innen und wir bieten allen in München die Chance, etwas aus dieser Comic-Welt zu sehen.“, sagt Yelin über die Reihe, die von der Münchner Stadtbibliothek im Gasteig HP8 angeboten wird. Die Münchnerin schätzt am Gasteig den unkomplizierten, offenen Zugang, der hier für alle geboten wird – auch der Eintritt zur Comic Bar ist kostenlos. „Der Gasteig ist ein Ort, der offen für ein vielfältiges Publikum und die verschiedenen Themen ist, die in einem Comic oftmals zusammenkommen: Popkultur wie Hochkultur, Literatur, Kunst aber auch Unterhaltung und experimentelle und neue Formen.“, so die Zeichnerin, die die Kunstform besonders wegen ihrer Niederschwelligkeit mag: „Man öffnet das Buch und taucht in eine Welt ein.“

 

Den Comic beschreibt Yelin als „flirrendes Erzählmedium“, das Elemente aus vielen anderen Kunstformen enthalte. „Das wichtigste am Comic ist, dass hier die Bilder eine Sequenz gesetzt werden, wie es auch der Film macht. Diese Bildfolgen, dazu die Dialoge in Sprechblasen und die Erzähltexte, setzen wir als Leser*innen erst zusammen, das erfordert eine große Kreativität.“, erzählt Yelin.

Die Comiczeichnerin Nüssli lehnt im Sommer an einem Baum. Im Hintergrund sieht am eine Wiese und die Berge.
Copyright: Herbert Weber
Buchcover von "Starkes Ding", es zeigt die Zeichnung eine Mannes, der einen riesigen Heuhaufen auf dem Rücken trägt. Man sieht nur seine Beine.
Copyright: Edition Moderne

In der Comic Bar gleicht die Präsentation einer filmischen Lesung: Die einzelnen Comic-Bilder werden projiziert und vorgelesen, außerdem werden Skizzen gezeigt und über Recherche und Arbeitsprozess gesprochen. Viele inspirierende Geschichten sind dort zu finden, oftmals mit (auto)biografischem Hintergrund.  So wie der Comic der Schweizer Künstlerin Lika Nüssli, die am 26.1. um 19:00 Uhr mit „Starkes Ding“ zu Gast sein wird. Sie erzählt das Schicksal eines Verdingkindes, basierend auf den Erinnerungen ihres Vaters. „Berührend und mit großer erzählerischer Kraft schlägt Nüssli visuelle und experimentelle Wege ein, die ich bisher noch nicht gesehen habe.“, sagt Yelin über die Schweizerin, die für „Starkes Ding“ den Preis Bester Schweizer Comic 2022 bekommen hat.

 

Mehr zu Barbara Yelin hier, mehr zu Lika Nüssli hier.

Comic Bar: Starkes Ding

Mit Lika Nüssli und Barbara Yelin

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