Constanza, wie kamst du auf die Idee, einen Verein zu gründen, der Kindern kostenlosen Musikunterricht ermöglicht?
Nach einem Konzert im Gasteig Anfang 2016 kam die Idee auf. Da sah ich Gustavo Dudamel wieder, damaliger Leiter und Dirigent des Simón-Bolívar-Orchesters, dem Aushängeschild des Orchesternetzwerks „El Sistema“. Es faszinierte mich zu sehen, dass die jungen Musiker* innen, die aus den unterschiedlichsten Verhältnissen stammen, wie eine Familie zusammengewachsen waren. Als es 2015 einen großen Migrant*innenstrom in Deutschland gab und zeitgleich auch Pegida und Rechtsextremismus aufkamen, dachte ich mir, so ein Projekt brauchen wir hier auch. Meine Vision war es, dass Kinder mit Migrationsbiografie zusammen mit Kindern von potenziellen AfD-Wählern im Orchester spielen. Das Besondere an unserem Projekt ist, dass Kinder aus den unterschiedlichsten sozialen Umfeldern zu uns kommen können: Hier dürfen sie kostenlos ein Musikinstrument lernen und direkt im Orchester mitspielen.
Wie geht das und wer kommt zu euch?
Die Kinder lernen zunächst die Lehrer*innen kennen und dürfen verschiedene Musikinstrumente ausprobieren, um zu sehen, welches Instrument ihnen liegt. Mittlerweile stehen uns 50 Instrumente zur Verfügung – von der Geige bis zur Klarinette. Anhand der Musikstücke lernen die Kinder dann das Instrument, die Noten und die Technik. Wir haben uns bewusst für ein außerschulisches Projekt entschieden, da wir einen neutralen Ort bieten wollen, an dem Kinder aus unterschiedlichen Schulen zusammentreffen, die sich sonst nicht kennengelernt hätten. Bei uns im vermeintlich reichen München ist die soziale Schere besonders groß. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, so ein Projekt zu haben, das die Kinder aus unterschiedlichen sozialen Milieus zusammenbringt.
Was für eine Rolle spielt das Erlernen eines Musikinstrumentes für Kinder?
Besonders an unserem Konzept ist, dass die Kinder von Kindern lernen. Ein Kind, das schon einen Monat länger Unterricht hat als die anderen, kann dem nächsten Kind etwas zeigen. Das gibt dem Ganzen eine Dynamik, weil die Kinder schnell voneinander lernen. Es ist unglaublich, wie das Selbstbewusstsein eines Kindes wächst, wenn es anderen was beibringt. Zusammen im Orchester zu spielen und sich als Einheit zu fühlen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl unheimlich. Klassische Musik macht die Kinder sensibler und empathischer. Sie lernen dabei so viel: aufeinander hören, aufeinander achten, Geduld haben und sich besser konzentrieren. Das sind nicht nur Werte, die sie sich für sich und ihr eigenes Leben aneignen, sondern die ganze Gesellschaft profitiert letztlich davon.
Mehr über das Projekt auf consonanza.org
Lernt das Nachwuchsorchester am 4. März bei „Der Gasteig brummt!“ kennen!
Text: Anna Steinbauer