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Wer war Johannes Brahms? Einstimmung auf den Konzertzyklus der Münchner Philharmoniker

Norddeutscher Kautz, Naturbursche, produktiver Sturkopf: Johannes Brahms zählt zu den großen Komponisten der Romantik. Die Münchner Philharmoniker widmen ihm im Januar einen ganzen Konzert-Zyklus. Die Einführungen zu Werk und Komponist halten Dozent*innen der Münchner Volkshochschule wie Musikpädagoge Tim Koeritz. Er verrät, warum Brahms’ erste Symphonie belächelt wurde und seine Musik tief aus der Seele spricht.

Tim Koeritz steht vor einer Bücherwand und hält eine Brahms-Partitur in der Hand.
Koeritz ist ein großer Fan von Brahms’ vielfältiger Kammermusik. Copyright: Tim Koeritz privat

„Brahms verlangt eine gewisse Reife.“
Das behauptet Dozent und Musikjournalist Tim Koeritz. Das Werk des Komponisten sei geprägt von weiten, romantischen Melodiebögen und einer Fülle an gleichzeitig vorkommenden Stimmen. Damit das gut klingt, müsse man die entscheidenden Linien finden und hervorheben, so Koeritz. „Brahms hat sehr emotionale Musik geschrieben, die tief aus der Seele spricht, aber immer auf ganz exakter kompositorischer Arbeit basiert“, erzählt der Musikjournalist. Immer wieder habe Brahms seine Werke überarbeitet und auf das Nötigste reduziert, viele jüngere Werke sogar selbstkritisch vernichtet.

 

Wunderkind aus dem Armenviertel
Geboren wurde Johannes Brahms am 7. Mai 1833 im Hamburger Gängeviertel. Seine Mutter war Näherin, der Vater verdiente als Kontrabassist und Hornist in Hamburger Tanzlokalen einen eher bescheidenen Lebensunterhalt. Trotz der ärmlichen Verhältnisse wurde Brahms’ musikalisches Talent bereits früh gesehen und gefördert: Als Siebenjähriger erhielt er Klavierunterricht, wenig später auch Kompositionsunterricht. Mit 15 Jahren spielte Johannes Brahms zum ersten Mal vor Publikum Klavier, und bald feierte ihn Hamburg als virtuosen Pianisten.

„In Brahms steckt immer ein gewisser Ernst und eine Tiefe. Bei seinen Werken kann man unendlich hineinhören!“

Tim Koeritz, hält am 9. & 10.1. die Konzerteinführungen zu den Brahms-Abenden der Münchner Philharmoniker

Glücksfall Schumann
Mit 20 Jahren lernte Brahms Robert und Clara Schumann in Düsseldorf kennen. „Diese Begegnung mit Schumann war das Sprungbrett für Brahms’ Karriere“, sagt Tim Koeritz. In einem bedeutenden Artikel habe Schumann Brahms gepusht und ihn als „Hoffnungsträger“ und „Berufenen“ angepriesen. Der Komponist wurde zu einem wichtigen Vertrauten für die ganze Schumann-Familie.

 

Große Erfolge in Wien
Ab 1862 lebte Johannes Brahms in Wien, wo er als Pianist, Dirigent und Komponist große Anerkennung fand. Viele Jahre vergingen, bis er aus zahlreichen Ideen, die lange in Schubladen pausierten, seine erste Symphonie fertigstellte – bis dato war Beethoven unbestrittener Meister und großes Vorbild in der Symphonien-Komposition gewesen. 1876 wurde Brahms’ Werk in Karlsruhe uraufgeführt und als „Beethovens Zehnte“ gleichsam belächelt und honoriert: Arnold Schönberg, der Komponist und Entwickler der Zwölftontechnik, würdigte Brahms posthum als progressiven Künstler, der mit seinen Stücken bereits zur Auflösung der Tonalität beitrug.

Musik mit Tiefgang
In Wien komponierte Brahms viele seiner großen Orchesterwerke, darunter die „Ungarischen Tänze“, die vier Symphonie und sein „Deutsches Requiem“ (1868). Opern gibt es von ihm nicht, dafür aber zahlreiche Chor-Kompositionen, Lieder, Klaviermusik und geistliche Werke. Als besonders hörenswert empfiehlt Koeritz Brahms’ vielfältige wie zahlreiche Kammermusik-Werke und resümiert: „Bei allen süßlichen Kantilenen und lebendigeren Stücken wie seinen ,Zigeunerliedern‘, steckt in Brahms immer ein gewisser Ernst, eine Tiefe sowie eine Portion Schwermut und Düsterheit.“ 1897 starb Johannes Brahms im Alter von 63 Jahren. Für Tim Koeritz und viele Musikbegeisterte gehört der Musiker zweifelsohne zum Kanon der ganz Großen des 19. Jahrhunderts.

Alle Brahms-Konzerte der Münchner Philharmoniker

Schon gewusst?

Mit den „Auftakten“ können Sie Ihren Wissenshunger direkt vor Konzerten der Münchner Philharmoniker stillen: In Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule werden ca. 40-minütige Konzerteinführungen angeboten, die jeweils 75 Minuten vor einigen Konzerten im Gasteig HP8 stattfinden. Hier erhalten Sie Einblick in historische und musikwissenschaftliche Hintergründe rund um Komponist*innen und Werke des jeweiligen Programms. Mit einer gültigen Konzertkarte können die Konzerteinführungen spontan und kostenfrei besucht werden, die Plätze sind jedoch begrenzt. Rechtzeitiges Kommen wird daher empfohlen.

 

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