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Es werde Licht! Die Beleuchter im Gasteig

Sie sorgen für zauberhafte Morgendämmerung, lassen den Mond genau im richtigen Moment aufgehen und sind dafür verantwortlich, dass Musiker*innen im gedimmten Saal ihre Partituren lesen können: die Lichtmacher im Gasteig. Unsere Gasteig-Beleuchter sind Meister der Stimmungen – wir holen sie ins Rampenlicht.

Die Halle E mit stimmungsvoller Party-Beleuchtung in lila-grün beim Isarflux Festival
Copyright: Andreas Gebert/Gasteig

Die Lichttechnik des größten Kulturzentrum Europas besteht aus zehn Personen, die alle Bühnen und Foyers des Gasteig effektvoll in Szene setzen. Für das immer aufs Neue überraschende Spiel aus Lichtern, Farben, Mustern und Formen können die Beleuchter auf etwa 1.000 Leuchtgeräte zurückgreifen, die entweder in Sälen fest verbaut sind oder in verborgenen Lagern auf ihren Einsatz warten: darunter teils 40 kg schwere, elektronisch steuerbare Moving-Lights, Gobos (Licht-Masken, durch die allerlei Muster projiziert werden) oder nostalgische Raritäten wie Svoboda Rampen, mit denen sie atmosphärische Lichtschleier erschaffen können.

„Im Gasteig haben wir Beleuchter sehr großen Gestaltungsspielraum. Da es hier kein festes Repertoire, sondern immer neue Veranstaltungen gibt, treffen wir auf viele verschiedene Menschen und ihre Wunschvorstellungen, die wir dann lichttechnisch umsetzen. Bei uns gibt es keine Hierarchien wie in manchen Theaterbetrieben, sondern jeder muss alles können. Hier können wir unsere Kreativität voll ausleben!”

Oliver Brandt, Leiter der Lichttechnik
Gasteig-Beleuchter Oliver Brandt am Telefon bei einer Licht-Besprechung.
Oliver Brandt, Ansprechpartner für alle Licht-Wünsche Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig
Einrichten der Lichttechnik in der Philharmonie im Gasteig Haidhausen
Gilt für jeden Ort: Vor der Veranstaltung ziehen alle Gasteig-Mitarbeiter*innen an einem Strang. Copyright: Benedikt Feiten/Gasteig

So abwechslungsreich wie die Veranstaltungen sind auch die Arbeitstage der Beleuchter im Gasteig: heute eine relativ überschaubar einzuleuchtende Lesung, parallel dazu ein Klassikkonzert inklusive Fernsehübertragung aus der Philharmonie, morgen eine komplexe Tanztheater-Premiere. Dazu kommen ganze Festival-Wochenenden, denen häufig alle Lichtmacher gemeinsam entgegenfiebern: im Team zeichnen sie dann in jeder freien Minute an kreativen Lichtskizzen, schließlich soll die Vielfalt des Line-Ups durch facettenreiche Bühnenbeleuchtung zusätzlich verstärkt werden.

 

Einmal pro Woche werden in der großen Gasteig-Regiesitzung besondere Anforderungen kommender Veranstaltungen besprochen. Und immer arbeitet das Beleuchter-Team Hand in Hand mit zahlreichen Kolleg*innen aus der Bühnen- sowie Ton- und Medientechnik. Im Vorfeld der Aufführung komplexer Produktionen stehen oft umfassende Lichtproben an: Lichtdoubles lassen sich anstelle von Schauspielern an allen im Textbuch vorgesehenen Positionen ausleuchten, für jede einzelne Szene werden Lichtstimmungen ausprobiert, programmiert und – sobald die Regie zufrieden nickt – sicher im Lichtpult abgespeichert. Ein umfangreicher Licht-Plan kann durchaus etwa 150 verschiedene Lichtstimmungen beinhalten, ein Beispiel: „Tänzer bewegt sich von rechts in rotes Licht-Quadrat”.

 

Auch wenn viel Licht vorab programmiert wird, schöne Gesichter nehmen die Gasteig-Beleuchter immer am liebsten selbst in die Hand: „Die LED-Technik ist zwar mittlerweile auch im Bereich Frontlicht sehr weit, aber in unseren Augen ist sie für die Gesichtsbeleuchtung noch nicht so zufriedenstellend. Ein Mensch soll auf der Bühne nicht grau wirken, sondern natürlich schön aussehen und dazu brauchen wir ein gutes Lichtspektrum. Manuelle Halogen-Scheinwerfer sind für Gesichter immer noch unschlagbar!”, so Oliver Brandt. Er leitet das Beleuchtungs-Team im Gasteig seit 13 Jahren. Heute bedient Brandt nur noch selten selbst das Lichtpult, meist schreibt er ausgeklügelte Dienst- und Lichtpläne oder sorgt dafür, dass wertvolles Material ohne Schrammen auch im Interimsquartier Gasteig HP8 zum Einsatz kommt.

„Die schönste Veranstaltung war für mich ein Konzert der Fantastischen Vier unplugged. Das Highlight war eine Hängelampe an einem ewig langen Kabel, die zu Beginn eines Liedes von Thomas D. losgeschleudert wurde und dann als einziges Licht das ganze Stück lang über seinem Gesicht pendelte!”

Oliver Brandt über seinen Lieblings-Licht-Moment
Menschen tanzen Swing auf der Bühne der Isarphilharmonie im Gasteig HP8
Saal X mit Projektion: Lange Nacht der Musik im Gasteig HP8
Musikfans umhüllt von Scheinwerferlicht im Saal X beim Konzert

Leuchtende Augen bekommt Lichtmacher Brandt auch beim Thema Gasteig-Sanierung: „Ich freue mich schon auf neues LED-Konzertlicht in der sanierten Philharmonie. Unser aktuelles Licht verursacht Probleme, da vor einiger Zeit die Leuchtmittel-Serie ausgelaufen ist und passende Leuchtkörper seither nur noch mit schlechterer Qualität produziert werden. Im Neuen Gasteig dimmen wir das Licht dann rauf oder runter, nichts geht kaputt und keiner muss mehr Leuchtmittel tauschen!” Repariert wird übrigens in der Gasteig-eigenen Werkstatt: Hinter den Kulissen werden unzählige Leuchtmittel getestet, gereinigt und Kabel maßgeschneidert – weitere Aufgaben der Gasteig-Beleuchter neben Besprechungen, Lichtplänen, Aufbauten, Proben, Programmierungen und der eigentlichen Aufführung.

 

Und nach der Show? Während das Licht langsam in den Zuschauerraum zurückkehrt, um das Publikum sicher von den Plätzen ins Foyer zu geleiten, ist für den diensthabenden Beleuchter noch lange nicht Feierabend. Gerade wenn am Vormittag unmittelbar nach einem Popkonzert bereits die nächste Orchesterprobe der Münchner Philharmoniker ansteht, müssen unzählige Lichter sofort aus dem Gebälk über der Bühne entfernt werden. Erst wenn der hinterste Scheinwerfer in seiner Ruheposition verweilt und das letzte Kabel sorgfältig aufgerollt im Lager liegt, dann heißt es auch bei den Beleuchtern: Der letzte macht das Licht aus!

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