Zum Hauptinhalt springen

„Ich wand’re durch Theresienstadt …“Musikalische Lesung mit Edith Erbrich, Roman Knižka & Opus 45

Eine Fotografie des Schauspielers Roman Knižka und des Bläserquintetts Opus 45. Sie stehen auf einem engen, hellen Flur und halten ihre Instrumente in der Hand.
Copyright: Daniel Haeker

Gemeinsam mit dem TV-Star Roman Knižka und dem Bläserquintett Opus 45 schildert die Theresienstadt-Überlebende Edith Erbrich ihre Erinnerungen an Theresienstadt und steht im Anschluss für Gespräche und Begegnungen zur Verfügung.

Gemeinsam mit dem TV-Star Roman Knižka und dem Bläserquintett Opus 45 schildert die Theresienstadt-Überlebende Edith Erbrich ihre Erinnerungen an Theresienstadt und steht im Anschluss für Gespräche und Begegnungen zur Verfügung.

Die musikalische Lesung „Ich wand’re durch Theresienstadt …“ erinnert an das unfassbare Leid, die Hoffnungen und die künstlerische Selbstbehauptung der in Theresienstadt inhaftierten Jüdinnen und Juden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Schicksalen damals junger Menschen.

 

Roman Knižka liest aus Erinnerungen u. a. von Ruth Klüger, Eva Erben, Helga Hošková-Weissová, Hannelore Brenner-Wonschick, Gerty Spies und Margot Kleinberger. Gedichte und Texte von Kindern und Jugendlichen, die in Theresienstadt inhaftiert waren, kommen ebenso zu Gehör, wie Lyrik der als Kinderkrankenschwester arbeitenden Schriftstellerin Ilse Weber.

 

Edith Erbrich, eine Überlebende des Ghettos, wird ihre Erinnerungen an Theresienstadt selbst schildern. Am 14. Februar 1945 wurde die damals siebenjährige Edith mit ihrer Schwester und ihrem jüdischen Vater in einem der letzten Transporte von Frankfurt Main nach Theresienstadt deportiert. Der katholischen Mutter wurde die Mitfahrt verweigert. Die Weiterdeportation nach Auschwitz zur Vernichtung war bereits auf den 9. Mai festgelegt, da befreite in der Nacht zum 8. Mai 1945 die russische Armee das Lager. Vater und Töchter hatten überlebt.

 

Das Bläserquintett Opus 45 spielt Kompositionen u. a. von Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein. In Theresienstadt inhaftiert und von den Nationalsozialisten ermordet, geriet das Werk dieser bedeutenden Komponisten nach Ende des Zweiten Weltkriegs lange Zeit in Vergessenheit.

 

Im Jahr 1941 errichtete die SS in der böhmischen Stadt Terezín das Lager Theresienstadt. Es diente bis 1945 als Gefängnis für 150.000 deutsche, österreichische, tschechische, später auch holländische und dänische Jüdinnen und Juden. Sie alle wurden zu Opfern der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassenideologie. Jede*r vierte der in Theresienstadt inhaftierten Jüdinnen und Juden starb dort. Von den fast 15.000 Kindern, die nach Theresienstadt kamen, überlebten nur 132. Für Unzählige war der Ort ein „Vorhof der Hölle“, die letzte Station vor dem Weitertransport in Vernichtungslager wie das KZ Auschwitz-Birkenau.

 

Es scheint rückblickend kaum vorstellbar, dass sich in Theresienstadt trotz katastrophaler Lebensbedingungen, zermürbender Zwangsarbeit, ständigem Hunger, Krankheit und der allgegenwärtigen Todesangst ein reges kulturelles Leben entwickelte: Organisiert von den Inhaftierten gab es Vorträge, Theater- und Opernaufführungen, Kabarett, Jazzkonzerte sowie zahlreiche Kammermusikdarbietungen. Über fünfzig Mal wurde allein die Kinderoper „Brundibár“ des deutsch-tschechischen Komponisten Hans Krása mit großem Erfolg aufgeführt. Vom Singen im Chor bis hin zur Gestaltung des Bühnenbilds wirkten Kinder und Jugendliche an der Inszenierung maßgeblich mit. Für junge Menschen war die künstlerische Betätigung und der Unterricht, den jüdische Künstler*innen und Pädagog*innen im Lager organisierten, von großer Bedeutung. Beides enthob, zumindest für einen Augenblick, von den Grauen des Alltags. Wie vielfältig die Kreativität junger Menschen in Theresienstadt war, dokumentieren zahlreiche Texte, Gedichte und Zeichnungen.

 

Die kulturellen Aktivitäten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Theresienstadt wurden seitens der nationalsozialistischen Machthaber erst geduldet, später auf zynische Weise für Propagandazwecke missbraucht: Theresienstadt wurde der Weltöffentlichkeit als „Musterlager“ mit vielseitigem Freizeitangebot präsentiert. Im Auftrag der SS entstand der Propagandafilm „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“. Der Film zeigt u. a. die Uraufführung eines Orchesterwerks des hochbegabten tschechischen Komponisten Pavel Haas. Dieser stand bei den Aufnahmen selbst am Pult. Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten wurde Pavel Haas wie fast alle Mitwirkenden des Films in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.

 

Vom 10. bis 13. Juni 2024 besuchen Roman Knižka und die Musiker*innen des Bläserquintetts OPUS 45 im Rahmen des Projekts ausgewählte Schulen in München. An den Schulen werden im Rahmen unterschiedlicher Workshops kreative Beiträge zum Thema Theresienstadt erarbeitet, die ebenfalls in das Konzert mit einfließen werden. Das Konzert in der Isarphilharmonie ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

 

Ein Projekt der Bildungsagenda NS-Unrecht, gefördert durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und die Stiftung EVZ.