Herr Darcy, was hat Sie dazu inspiriert, Menschen mit und ohne Einschränkungen zum gemeinsamen Tanzen zu bringen?
In meiner Nachbarschaft gab es eine diakonische Einrichtung für Menschen mit Behinderung. So kam ich auf die Idee einer Zusammenarbeit. Bei meinem Projekt „Tanz mit der Schönheit” habe ich dann Laien und Profis, Tänzer*innen mit und ohne Behinderung gemeinsam tanzen lassen. Aber es geht mir gar nicht darum, zwei Gruppen, Menschen mit und ohne Einschränkungen, zu vereinen.
Erzählen Sie – worum geht es Ihnen?
Ich mag diese Teilung in Menschen mit und ohne Handicap nicht. Für mich ist es einfach eine Gruppe von Tänzer*innen, die sehr unterschiedlich sind. Wir alle sind Menschen mit einzigartigen Fähigkeiten. Meine Workshops zeigen, dass jede*r Einzelne für unsere Gesellschaft gleich wichtig, interessant, kreativ und schön ist – egal aus welchem Land, welcher Kultur, welcher Religion oder mit welchem Handicap.
Wie funktionieren Ihre Tanzworkshops und wer kann mitmachen?
Alle dürfen mitmachen! Sie brauchen keine Vorkenntnisse, sondern einzig und allein bequeme Kleidung. Für „Tanz den Gasteig” (Juni 2022) habe ich drei unterschiedliche Tanzworkshops vorbereitet: Senior*innen im Sitzen lernen Tänze aus Indien, aus dem Iran und modernen Tanz aus Europa. Beim Workshop für Gehörlose und Hörende lernen wir einen Gebärdentanz. Hier unterstützen mich eine Dolmetscherin für Gebärdensprache und ein Trommler, damit die Gehörlosen die Vibration der Musik in ihrem Körper durch den Boden spüren können. Beim Tanzworkshop für Menschen mit und ohne geistiges Handicap geht es einfach darum, gemeinsam Spaß am Tanzen zu haben. Dazu habe ich eine eigene Choreografie entwickelt und bereits mehrfach getestet.
Sie sind bekannt dafür, dass sie alle Mittänzer*innen individuell herausfordern. Haben Ihre vielen verschiedenen Tanzpartner*innen auch Ihnen etwas beigebracht?
Ich brauche für meine Tätigkeit ausreichend Zeit und Geduld, viel passiert über intensiven Augenkontakt und Einfühlungsvermögen. Gelernt habe ich, dass alle Menschen eine innere Schönheit haben. Diese wird durch die Beziehung zweier Individuen beim Tanz noch einmal gesteigert.
Angenommen, Sie haben einen Wunsch frei. Welcher wäre das?
Dass ich möglichst viele Menschen mit meinen Tanzworkshops erreichen kann und sie unsere Intentionen verstehen und weitertragen. Ich wünsche mir eine Welt, die ohne Zuschreibungen wie Schwarze, Behinderte oder Flüchtlinge auskommt. Eine Welt, in der wir Worte wie Inklusion oder Integration nicht mehr benötigen, da die Vielfalt aller Menschen selbstverständlich ist.
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Text: Maria Zimmerer