Zum Hauptinhalt springen

DOK.education beim DOK.fest München: Sehen lernen

Bei der „Schule des Sehens“, dem Filmbildungs-Programm des DOK.fest München im Gasteig HP8, lernen Kinder und Jugendliche, wie dokumentarische Filmerzählungen eine eigene Wirklichkeit konstruieren. So wie der Dokumentarfilm „Following Valeria“ über die Ukrainerin Valeria Shashenok, die durch ihre sarkastisch-humorvollen TikTok-Videos zum Gesicht der jungen Kriegsgeneration wurde. Der Social-Media-Star ist zu Gast im HP8.

Valeria und Ursula van der Leyen. Still aus dem Film "Following Valeria"
Selfie mit der EU-Kommissionspräsidentin: Valeria trifft Ursula van der Leyen. Copyright: Dokfest München

Der Krieg hat sie unfreiwillig zur Influencerin gemacht: Die 20-jährige Valeria wird schnell zur wichtigen Stimme gegen Putin und die Sinnlosigkeit wie Brutalität des Krieges. Die TikTok-Posts der jungen Ukrainerin erreichen innerhalb kürzester Zeit 50 Millionen Likes. Mit schwarzem Humor begegnet Valeria der schrecklichen Realität um sie herum. Sie filmt, wie sie mit ihrer Familie im Bunker tanzt, oder kommentiert trocken den Handtascheninhalt von ukrainischen Frauen, die momentan eher Nudeln als Kosmetik mit sich herumtragen. Dazwischen immer wieder Selfies mit stoischem Gesichtsausdruck. Dies sei ihre Strategie, um den Leuten zu zeigen, was in ihrem Land passiert, sagt Valeria in einem Fernsehinterview: „Wenn alle über den Krieg weinen, verlieren wir die Hoffnung, zu gewinnen.“

 

Die Filmemacherin Nicola Fegg wird auf die Ukrainerin über die sozialen Medien aufmerksam: „Als ich auf Valerias TikTok-Videos stieß, empfand ich sofort den Sog, der von ihr als Person ausging. Valerias Art, die schreckliche Realität ins Komische zu ziehen, und ihr oft steinkalter Gesichtsausdruck faszinierten mich“, sagt die Regisseurin. Schnell war ihr klar, dass sie den Weg der jungen Frau filmisch begleiten wollte, die inzwischen allein über Polen nach Mailand geflohen war und schließlich in Deutschland landete.

Die Schule des Sehens beim Dokfest München. Ein Kinosaal mit Kindern, die sich fleißig melden.
Schule im Kino: Filme lesen lernen beim Dok.fest Copyright: Dokfest München

Der Film „Following Valeria“ zeigt den Weg der Influencerin bis ins Europäische Parlament, wo sie die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen trifft. Neben TikTok-Aufnahmen, die in den Film eingebettet sind, gibt es eine inszenierte Ebene, die das Bild einer jungen Frau zeigt, die die Kontrolle behalten will: über ihre Außenwirkung und ihr Leben.

 

Anhand von Valerias Geschichte wird deutlich, wie eine junge Generation, die vornehmlich durch die Linse ihrer Smartphones auf die Realität blickt, den Krieg und seine Folgen wahrnimmt. Wie dokumentarische Filme eine Wirklichkeit konstruieren, erfährt man im DOK.education-Programm „Schule des Sehens“, das dieses Jahr wieder dual stattfindet: im Kino und online. Schulklassen können Filme wie „Following Valeria“ im Rahmen von Medienkompetenz-Seminaren in Kooperation mit der Stadtbibliothek im Gasteig HP8 sehen und bearbeiten dann Aufgaben zur Machart und Wirkung. Am 4. und 5.5. wird Valeria Shashenok zu Gast im HP8 sein. Lehrkräfte können die Seminare von Mai bis Juli auch als Online-Programm buchen.

 

Erstmals gibt es die „Schule des Sehens“ auch für Erwachsene: In Kooperation mit der Münchner Volkshochschule analysiert und bespricht Filmexpertin Maya Reichert „Following Valeria“.

DOK.fest im HP8

Text: