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Kino Asyl: In Deutschland gefangen

Mandana Behdad gehört zum Kurator*innen-Team von Kino Asyl, ein Festival, bei dem geflüchtete junge Menschen Filme aus ihrer Heimat zeigen. Im Projektor im Gasteig HP8 präsentiert die 32-Jährige den iranischen Film „Women’s Prison“. Im Gespräch erzählt sie, warum sie dieser Film so bewegt hat.

Mandana Behad hält eine Kamera in der Hand und sitzt in der Mitte eines Gleisbettes.
Mandana Behdad stammt aus Teheran und lebt seit 2020 in München. Copyright: Mandana Behdad

Mandana, warum möchtest du, dass der Film „Women´s Prison“ im Gasteig HP8 gezeigt wird?

Ich wollte zeigen, wie wenig Wert das Leben einer Frau im Iran hat. Der Film wurde im Iran produziert, deshalb wird nicht alles realistisch dargestellt. Die Regisseurin Manijhe Hekmat versucht mit ihren begrenzten Mitteln zu zeigen, wie mit Frauen umgegangen wird. Die Protagonistin von „Women’s Prison“ ist eine Frau, die unter Druck steht und eine falsche Entscheidung trifft, weshalb sie ins Gefängnis muss. Die Story ist dramatisch und tough. Unsere Gefängnisse sind nicht wie andere Gefängnisse auf der Welt, dort geht es den Menschen sehr schlecht. Außerdem ist der Film auch Ausdruck meines Gefühls, in Deutschland gefangen zu sein. Ich besitze hier als Mensch keine Freiheit. Es gibt eine gefühlsmäßige Verbindung zwischen der Frau im Film und mir. Indem ich den Film zeige, möchte ich meinem Land helfen und eine Stimme geben.

 

Zwischen Teheran und München liegen Welten. Wie bist du hier gelandet?

Als Frau und Künstlerin ist es für mich unmöglich geworden, weiter in meiner Heimat zu leben. Ich komme aus einer gebildeten, liberal-muslimischen Familie und konnte viel reisen. Ich hatte Geld, ein Auto und mein eigenes Studio, sonst aber wenig Freiheiten in der Öffentlichkeit. Meinen Traum, Regisseurin zu werden, konnte ich nicht verwirklichen. Deshalb studierte ich Grafikdesign und arbeitete im Untergrund als Künstlerin und Yoga-Lehrerin. Ich gab private Sessions, die verboten sind und mit dem Tod bestraft werden. Als ich auf einer zweimonatigen Auslandsreise in Deutschland erfuhr, dass die Polizei in meinem Studio gewesen war, hatte ich nur zehn Tage, um mein neues Leben zu organisieren. Man kann im Iran sein Leben als Künstlerin im Untergrund schon führen. Wenn man aber ein bisschen bekannter wird, dann erfährt die Regierung von dir und du bist in Gefahr.

Das Kurator*innen-Team von Kino Asyl hat offensichtlich Spaß an der Arbeit. Alle lachen, schneiden Grimassen und heben ihre Hände.
Das Kurator*innen-Team von Kino Asyl bei der Arbeit. Das Festival zeigt Filme aus der Heimat von geflüchteten Menschen und ist auch im Gasteig HP8 präsent. Copyright: Kino Asyl

Wie ist das Leben hier für dich hier und wie kam es dazu, dass du bei Kino Asyl Filme kuratierst?

Als ich kurz vor der Pandemie nach München kam, hatte ich alles verloren: Job, Geld, Familie und Freunde. Seit drei Jahren bin ich jetzt in der schwierigen Situation, dass ich alle sechs Monate meine Aufenthaltserlaubnis neu beantragen muss. Durch meinen Asylbewerber* innen-Status kann ich z. B. kein BAföG beantragen und nicht so einfach aus dem Flüchtlingsheim ausziehen, in dem ich momentan wohne. Über Refugio fand ich Kino Asyl. Alle Mitglieder haben ähnliche Erfahrungen gemacht und wurden vielfach verletzt, egal ob von der Regierung, der Gesellschaft oder der Religion ihres Landes. Wenn ich in meine Heimat zurückgehen würde, würden sie mich entweder umbringen oder mir etwas antun, so dass ich niemals mehr ein normales Leben führen könnte. Im Iran haben wir das Problem seit 40 Jahren. Erst jetzt spricht die Welt darüber, weil die Medien über die Proteste berichten.

 

Mandana Behdad zeigt bei Kino Asyl noch zwei weitere Filme aus dem Iran an anderen Orten
in München. Darunter auch einen Kurzfilm über die aktuellen Proteste, den sie selbst aus
dokumentarischem Material zusammengestellt hat. Weitere Infos unter kinoasyl.de

 

 

 

Kino Asyl im Gasteig HP8

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