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Gasteig HP8 – Fotokunst vom Bau (Folge 2)

Noch vor dem ersten Bagger waren sie da: mehrere Amateur-Fotograf*innen, die das Gelände in Sendling seit Beginn der Bauarbeiten immer wieder in ihren Fokus nahmen. Anlass dafür: ein fotografisches Langzeitprojekt der Münchner Volkshochschule. Wir zeigen in mehreren Folgen eine Auswahl entstandener Motive.

Das Foto zeigt in weichen Farbverläufen die Perspektive einer Bierdosen-Kamera auf einen Ausschnitt des Geländes.
Aufnahme einer Bierdosen-Kamera vom Gasteig HP8 Copyright: Andreas Weimann

Gasteig aus Bierdosen-Perspektive

Sonne, Zeit und Bierdosen – auf diese drei Dinge konnte Andreas Weimann für seine Aufnahmen im Gasteig HP8 nicht verzichten. Der erfahrene Hobby-Fotograf, der als fünfzehnjähriger Schüler noch das analoge Fotografieren und Entwickeln in der schuleigenen Dunkelkammer gelernt hat, spielt gerne mit allerlei technischen Möglichkeiten. Durch Doppelbelichtung, Nachtaufnahmen oder den kreativen Einsatz handgeschöpften Papiers gestaltet Weimann außergewöhnliche Bilder – zu besonderen Zwecken baut er sich seine Kameras einfach selbst.

 

Für eine aufwendige Fotoserie von der Gasteig-Baustelle hat Andreas Weimann mehrere leere Bierdosen zu Spezialkameras umfunktioniert und diese an verschiedenen Stellen auf dem Areal positioniert. Seine Hoffnung: Die daraus resultierenden Fotos sollten Veränderungen auf dem Baugelände zeigen.

„Die grundlegende Idee hinter meinem Einsatz der Bierdosenkamera ist die Solargraphie. Ich habe leere Bierdosen mit einem kleinen Loch versehen und mit lichtempfindlichem Fotopapier geladen. Das Foto wird dann nur durch die bloße Belichtung über die Zeit – von wenigen Wochen bis zu sechs Monaten – sichtbar.”

Andreas Weimann

Sein fotografisches Wissen konnte Andreas Weimann in den vergangenen Jahren in mehreren Kursen der Münchner Volkshochschule vertiefen. So kam er in Berührung mit dem einmaligen Langzeitprojekt zur Dokumentation des Gasteig-Umzugs nach Sendling. In diesem Rahmen fotografierte Weimann auch für seine weitere Bilder-Serie „Baumosaik” – bestehend aus mehreren Aufnahmen von leicht unterschiedlichen Standorten, die anschließend mit einem Computer-Programm zu einem Bild zusammengesetzt wurden. Dabei lässt er bewusst die Übergange zwischen den Fotos erkennbar: Die visuellen Brüche sollen an die Umbrüche auf dem Gelände und die Veränderungen an den Gebäuden im Laufe der Zeit erinnern.

Bierdose wurde als Kamera mit schwarzem Klebeband an einer Eisenstange befestigt.
Aus der Perspektive einer Dosenkamera ist in weichen Farbverläufen ein Ausschnitt des Areals zu sehen.
Einbahnstraßenschild und Bauschutt an der Fassade der denkmalgeschützten Halle E

Hintergrund des Fotoprojekts

Das Projekt „Interim – der Gasteig kommt nach Sendling” ist eine besondere Kooperation der Münchner Volkshochschule mit der Gasteig München GmbH anlässlich des Gasteig-Umzugs nach Sendling (2021). Das Fachgebiet »Fotografie & Video/Film« der Münchner Volkshochschule hat dieses Kursangebot in enger Zusammenarbeit mit dem Fotografen und Dozenten Gérard Pleynet entwickelt.

„Ich fühle mich dem Gasteig persönlich sehr verbunden. Er ist für mich ein Ort der Kunst und des geistigen Lebens, hier arbeite ich auch. Daher habe ich großes Interesse daran, die räumlichen und zeitlichen Veränderungen während seines Umzugs und der Sanierung zu dokumentieren.”

Gérard Pleynet

Schon seit März 2019 dokumentieren unter seiner Leitung mehrere Fotograf*innen die Veränderungen auf dem Interimsquartier des Gasteig – dabei immer im Mittelpunkt: der künstlerische Umgang mit dem Baugeschehen im Wandel von Zeit und Raum. Alle Teilnehmenden haben im Kursverlauf eigene Konzepte, Sichtweisen oder künstlerische Positionen entwickelt – so wie Andreas Weimann.

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