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Ein Stadtgarten für die Halle E: Live-Malaktion

Seine Malereien wachsen wie ein Flickenteppich: Der Münchner Künstler und Stadtforscher lässt im Rahmen des Flower Power Festivals München am 26. und 27.6. mitten im Foyer des Gasteig HP8 seinen „Hortusurbis“ – einen grotesk verwunschenen Stadtgarten – erblühen. Während der Live-Malaktion freut sich Martin Blumöhr über inspirierende Gespräche.

Pflanzen, Blumen und Pilze wachsen wie ein Dschungel auf einem Wandbild ineinander.
Live in der Halle E wird Künstler Martin Blumöhr am 26. und 27.6. einen Stadtgarten malen. Copyright: Martin Blumöhr

Was lässt du im Foyer des Gasteig HP8 wachsen?

 

Es soll auf jeden Fall ein Wildwuchs mit vielen floralen Elementen werden, eine Art Dschungel, der den Ort aufgreift – die Kultur, die naheliegende Isar, das Heizkraftwerk, das Viertel oder die vielen Besucher*innen. Ich recherchiere natürlich vorab über den Gasteig und seine Geschichte, arbeite aber ergebnisoffen und schaue, dass ich den Dialog mit Menschen vor Ort in meine Malerei einfließen lasse, das passiert dann oft aus dem Unterbewussten heraus. Ich würde mich sehr freuen, wenn Leute sich vorab Gedanken machen und in sich hineinspüren: Was habe ich hier im Gasteig HP8 erlebt? Was verbinde ich mit dem Ort und seiner Umgebung? Was ist historisch von Bedeutung?

 

 

„Menschen können gerne vorbeikommen und mich ansprechen. Ich bin neugierig auf alle Erzählungen und habe große Lust darauf, mich selbst überraschen zu lassen, wohin die Reise geht.“

Künstler Martin Blumöhr
Der Maler Blumöhr steht auf einer Leiter, an der Wand vor ihm hat er ein Bild begonnen mit schwarzen Strichfiguren auf weißem Grund
Martin Blumöhr freut sich beim Malen über Impulse aus dem Publikum. Copyright: Martin Blumöhr

Einige deiner Werke sind in Unterführungen oder an Häuserfassaden zu sehen. Was treibt dich an, braucht München mehr Flower Power?

 

Ich finde, dass wir im heutigen angeblichen Individualverhalten durch die soziale Kontrolle immer kleingeistiger und angepasster werden. Insofern assoziiere ich Flower Power mit einer freieren Zeit, deren Geist wir uns heute mitunter zurückwünschen. Ich glaube, dass gerade Menschen in der Stadt das Bedürfnis haben, mehr als graue Tristesse oder Beton zu sehen. Wenn ich mitten in modernen Fassaden plötzlich ein Bild aufblühen lasse, das die Leute aus dieser normierten Welt reißt, dann kann ich vielleicht den Blick der Menschen wieder ein wenig für das Drumherum öffnen. Statt in eigenen Gedanken und digitalen Blasen verschlossen und mit Musik beschallt durch die Welt zu laufen, kommen sie wieder in den Modus von Entdecker*innen. Ich liebe München, auch mit all seinen Schattenseiten. In unsere schöne, reiche Stadt möchte ich hineinstoßen und mehr experimentieren. Denn um einen Geist zu haben, braucht ein Ort Spannungsfelder, es müssen Brüche und Experimente möglich sein.

„Hortusurbis“ entsteht im Juni im Gasteig HP8, davor in den Fünf Höfen und danach vor der Archäologischen Staatssammlung. Wieso genau an diesen drei Orten?

 

Ich habe diese Orte bewusst ausgewählt, da sie für drei Felder stehen, die häufig nicht miteinander im Dialog stehen: für das private Business, die Stadt-Kultur und den Staat. Ich hasse getrennte Welten und besonders, dass sich Institutionen oft gegenseitig das Wasser abgraben. Bei mir kommen alle an einen Tisch, ich möchte einen Begegnungsraum schaffen und alle in einen Dialog bringen. Ich mache gerne Kontrastwelten auf und setze Spitzen, um verschiedene Facetten und auch groteske Figuren zu zeigen. Die Bilder sollen wie ein Flickenteppich wachsen: Ich stelle mir ein Panoptikum vor aus Fakten, persönlichen Erfahrungen und historischen Verwebungen, um dem Geist der Orte nachzuspüren.

 

Mehr Infos zum Flower Power Festival

Flower Power Festival: Hortusurbis

Live-Malaktion von Martin Blumöhr

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