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Aus dem Reich der Pflanzen

Matteo Carvones Tanzperformance FLORA ist eines der Highlights des Flower Power Festivals im Gasteig HP8. Der italienische Tänzer und Choreograf erkundet in seinem neuen Stück die Welt der Pflanzen. FLORA nimmt uns mit auf eine Reise in unterirdische Räume, in denen es keine Hierarchien gibt. Hier funktioniert Kommunikation anders, als wir Menschen sie kennen.

Tänzer der Performance "Flora" posieren auf eine grünen Kunstrasenstück.
In FLORA interagieren vier Tänzer*innen mit der Pflanzenwelt. Copyright: MCCM - Christophe Maitrejean

In FLORA interagieren vier Tänzer*innen zu Klängen, die aus dem Pflanzenreich stammen. Was werden wir sehen und hören?

 

Wir laden unser Publikum ein, in die verborgene Welt der Pflanzen und Wurzeln einzutauchen: Die Bühne funktioniert als Plattform, auf der die vier Tänzer*innen nach oben und unten Zugang haben. Dabei arbeiten wir mit Live-Kameras, die zeigen, was unter der Bühne, also im Erdreich, passiert. Die Körper und Bewegungen der Tänzer*innen interagieren mit dem Sound von echten Pflanzen und Wurzeln. Der Musiker und Komponist Antoine Bertin hat dafür Klänge im Botanischen Garten aufgenommen: von den meditativen Geräuschen der Gewächshäuser über die Akustik, die durch Texturen von Pflanzenblättern entsteht, bis hin zu den Stimmen der im Garten arbeitenden Botaniker*innen. Dazu hat er botanische Daten als Material für die Komposition gesammelt und in musikalische Strukturen übersetzt. Bei FLORA umgeben diese organischen Klänge die Zuschauer*innen von allen Seiten.

Porträt Matteo Carvone mit Hut.
In den Arbeiten von Matteo Carvone spielt die Natur immer eine wichtige Rolle. Copyright: MCCM Christophe Maitrejean

Was können wir von Pflanzen lernen?

 

Sehr viel. Pflanzen sind komplexe und hochentwickelte Lebewesen, die in der Lage sind, sehr präzise mit ihrer Umwelt zu interagieren. Studien zeigen, dass wir der Pflanzenwelt ähnlicher sind, als wir denken. Als lebende Organismen haben wir zumindest einen Teil der DNA-Struktur gemeinsam. Die botanische Welt liefert uns ein Modell, anders zu denken. Das finde ich äußerst spannend. Wir Menschen sind oftmals in einer Weltsicht gefangen, in der wir uns selbst an die Spitze stellen und andere Formen von Intelligenz nach unseren begrenzten Parametern beurteilen. Pflanzen sind ganz anders aufgebaut und funktionieren nicht hierarchisch. Dieses Ökosystem fasziniert und inspiriert mich in meiner Arbeit als Choreograf.

 

Was reizt dich daran, deine Tanzperformance über die Pflanzenwelt in der Halle E zu machen, einem ehemaligen Industriebau mit viel Beton?

 

Mir geht es in meinen Arbeiten immer um die Natur, aber stets als Fiktion. Zum Beispiel bei meiner Arbeit FAUN mit viel Fake-Gras, bei der Faun, der Gott der Natur, in einer künstlichen Umwelt gefangen war. Die Halle E ist ein industrieller Ort – das will ich nicht ausblenden bei FLORA. Ich stelle mir die Zuschauer*innen als Entdeckende vor, die einen Wald betreten. Zunächst denkt man, dass da nichts passiert, aber in Wirklichkeit ist da pures Leben – es braucht einen Moment, bis man das realisiert. Mit dieser anderen Wahrnehmung von Raum und Zeit wollen wir spielen.

FLORA am 16. und 17. Mai im GASTEIG HP8

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