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Demokratie verteidigenComics, Graphic Novels und Politische Cartoons internationaler Künstler*innen

Illustration einer Person, die eine Wahlurne in einem gläsernen Ausstellungskasten eines Museums betrachtet.
Copyright: Mana Neyestani

Demokratie garantiert jedem Mitglied einer Gesellschaft, an allen politischen Prozessen teilhaben zu können. Damit einher geht die Garantie von Grund- und Menschenrechten. Doch diese Garantien wurden und werden weltweit immer wieder angegriffen und gefährdet – oder von vornherein nicht gewährt. Die Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ präsentiert politische Cartoons, Comics und Graphic Novels internationaler Künstler*innen, die sich genau damit auseinandersetzen.

Demokratie garantiert jedem Mitglied einer Gesellschaft, an allen politischen Prozessen teilhaben zu können. Damit einher geht die Garantie von Grund- und Menschenrechten. Doch diese Garantien wurden und werden weltweit immer wieder angegriffen und gefährdet – oder von vornherein nicht gewährt. Die Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ präsentiert politische Cartoons, Comics und Graphic Novels internationaler Künstler*innen, die sich genau damit auseinandersetzen.

Der Schriftsteller Timur Vermes („Er ist wieder da“, 2012) wird bei der Vernissage am 28.05.2025 um 19:00 Uhr die Ausstellung eröffnen.

Werke der folgenden Künstler*innen werden in der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ gezeigt werden (Stand 10.03.2025): Titus Ackermann, Ivica Astalos, Tobi Dahmen, Hamed Eshrat, Paul „Polyp“ Fitzgerald, Fufu Frauenwahl, Steffen Haas, Horst Haitzinger, Dieter Hanitzsch, Gunter Hansen, Rudi Hurzlmeier, Denis Kitchen, Reinhard Kleist, Ralf König, Mike Loos, Luise Mirdita, Jared Muralt, Gabriel Nemeth, Mana Neyestani, Uli Oesterle, Adrian Pourviseh, Peter Puck, Jan Reiser, Ingrid Sabisch, Chris Scheuer, Sabrina Schmatz, Simon Sieber und Barbara Yelin.

Im Rahmen des Comicfestival München

Über die Künstler*innen

Paul „Polyp“ Fitzgerald

Der Engländer Paul Fitzgerald (*1961) begann 1980 unter seinem Pseudonym „Polyp“ zu veröffentlichen. Seit den 1990ern arbeitet er hauptberuflich als politischer Cartoonist, Illustrator und Comickünstler. Als Cartoonist zeichnet er für eine Vielzahl englischsprachiger Zeitungen und Magazine. Seine Graphic Novels drehen sich um Demokratie, Aufklärung, humanistische Werte und das Verständnis der Historie. So ist z. B. „Courage“ eine Geschichte des Kampfes um das Wahlrecht, „Paine“ eine Biographie des aufklärerischen Philosophen und Revolutionärs Thomas Paine (1737–1809) und „Peterloo: Witnesses to a Massacre“ eine graphische Erzählung über das am 16. August 1819 in Manchester begangene Massaker an pro-demokratischen Demonstranten. Polyp arbeitet in und außerhalb Großbritanniens mit Bildungseinrichtungen zusammen und stellt seine Werke didaktisch aufbereitet als Lehrmaterialien zur Verfügung. In der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ wird eine Auswahl seiner politischen Cartoons zu sehen sein.

Ralf König

Ralf König (*1960) studierte an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und veröffentlicht seit 1980 Comics. Den großen Durchbruch hatte er mit „Der bewegte Mann“ (1987), der als Comic wie als Film ein großes Publikum eroberte und König zum gegenwärtig wohl bekanntesten deutschen Comiczeichner machte. Sein Werk ist umfangreich und vielfach ausgezeichnet, z.B. 2005 mit dem „Prix du scenario“ auf dem Internationalen Comicfestival von Angoulême, und zwei Mal mit dem Max und Moritz-Preis: 2010 und 2014. In jüngerer Zeit legte er u. a. eine Adaption vom Mary Shellys „Frankenstein“ vor (2020), und ging in „Vervirte Zeiten“ (2021) während der Pandemie spontan auf das sich täglich verändernde Zeitgeschehen und die direkten Auswirkungen auf das Privatleben ein. Es folgte die Lucky Luke Hommage „Zarter Schmelz“ (2021) und „Abba hallo!“ (2023). Sein bisher letztes großes Buch ist „Harter Psücharter“ von 2024 – insgesamt umfasst sein Werk über 60 Titel und seine Comics wurden mittlerweile in 18 Sprachen übersetzt. In der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ werden jüngst entstandene, noch nicht im Druck veröffentlichte politische Comics von Ralf König zu sehen sein.

Luise Mirdita

Luise Mirdita hat Illustration mit Fokus auf Kinderbuch und Comic an der HAW Hamburg studiert. Sie lebt und arbeitet als freiberufliche Illustratorin und Comickünstlerin in München. Ihr Comicdebüt „Schattenspiel“ (2023) wurde auf dem 21. Internationalen Comic-Salon Erlangen mit dem ICOM Independent Comicpreis 2024 in der Kategorie „Bester Kinder- oder Jugendcomic“ und dem GINCO Award 2024 in der Kategorie „Herzenscomic“ ausgezeichnet. In der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ werden Seiten aus ihrer neuen Graphic Novel gezeigt, die zum Comicfestival München 2025 erscheinen wird.

Mana Neyestani

Der gebürtige Iraner Mana Neyestani (*1973) hat in Teheran Architektur studiert, lebt und arbeitet heute aber als politischer Cartoonist, Illustrator und Comickünstler im Exil in Paris. „Wer im Iran denkt, er habe ein Privatleben oder ein Recht auf Freiheit, gilt schon als oppositionell.“ (Mana Neyestani) Seine Berufskarriere als Zeichner begann er bereits 1989 und wurde damals Dank dem Aufkommen einer iranischen reformorientierten Presse schnell zu einem der bekanntesten politischen Karikaturisten des Landes. Seit dieser Zeit arbeitet er für eine ganze Reihe internationale Zeitungen, Magazine und Nachrichtenhäuser, so z. B. regelmäßig für die Deutsche Welle – und ist im Iran bis heute einer der populärsten Cartoonisten. Aus seinem reichhaltigen Comicwerk sind auf Deutsch sein Beitrag „In der Hölle des Evin-Gefängnisses“ in Marjane Satrapis „Frau, Leben, Freiheit“ (2023), sowie die Graphic Novels „Die Spinne von Maschhad“ (2018) und „Ein iranischer Albtraum“ (2013) erschienen. In letzterer erzählt er die Geschichte seines Weges aus der Einzelhaft in Teherans berüchtigtem Evin-Gefängnis über Dubai und Malaysia ins französische Exil, nur möglich dank der Organisation „Reporter ohne Grenzen“. Dabei kritisiert er sowohl das menschenverachtenden Regime im Iran, als auch das internationale Asylwesen.

Chris Scheuer

Bereits 1984 auf dem 1. Internationalen Comic-Salon Erlangen wurde der Österreicher Chris Scheuer (*1952) als „Bester deutschsprachiger Comickünstler“ mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet. Damals überraschte er eine internationale Leserschaft immer wieder mit beeindruckend in eigenem Stil gezeichneten Comics wie „Marie Jade“ oder „Sir Ballantime“. Für einige Jahrzehnte gab es dann in der Comicszene kaum ein Lebenszeichen von ihm. Erst 2019 kam es zu einer Art Comeback. In gleich drei Bänden adaptierte Scheuer unter dem Titel „Reiche Ernte“ Kurzgeschichten seines Landsmanns, dem Schriftsteller Matthias Bauer. 2024 erschien der erste Band seiner autobiografischen Graphic Novel „Sch.“, in der er auf 120 Seiten die ersten zwanzig Jahre seines Lebens Revue passieren lässt. Sein Verleger Achim Schnurrer dazu: „Der Mann hat in seinen ersten zwei Jahrzehnten nicht nur mehr erlebt, als viele Menschen in ihrem ganzen Leben; er hat es auch auf eine Weise zu Papier gebracht, die alle vom Hocker haut und das nicht nur einmal, sondern auf jeder Seite – immer wieder.“ Fünf Seiten daraus werden in der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ gezeigt. Chris Scheuer wird auf dem Comicfestival München 2025 (19.–22. Juni, Alte Kongresshalle) für sein Lebenswerk mit dem „Münchner Comicpreis PENG!“ und einer von Rainer Schneider kuratierten Ausstellung geehrt werden.

Ingrid Sabisch

Ingrid Sabisch (*1972) lebt und arbeitet als freiberufliche Illustratorin und Comickünstlerin in Nürnberg. Nach dem Studium (Grafik-Design, sowie Animation an der Kunstakademie in Gent, Belgien) arbeitete sie zunächst als Animatorin in einem Stuttgarter Trickfilmstudio. Seit Anfang der 2000er Jahre widmet sie sich aber ganz dem Medium Comic und Graphic Novel. Ihr Werk umfasst ein ganzes Spektrum an Themen, von „Albrecht Dürer“ (2003) bis hin zu „41,3 kg – Magersucht“ (2011) und „Ich, mein Schatten und das volle Leben“ (2019), einem Jugendbuch über Multiple Sklerose. Für die Wanderausstellung des Bayerischen Landtags „Orte der Demokratie in Bayern“ hat sie kurze Graphic Novels zu 13 historischen Orten der Demokratiegeschichte in Bayern gezeichnet. In der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ werden Auszüge aus den von Ingrid Sabisch gezeichneten und Heiner Lünstedt geschriebenen politischen Comicbiographien „Willy Brandt“ (2013) und „Sophie Scholl“ (2015) zu sehen sein.

Sabrina Schmatz

Die Münchnerin Sabrina Schmatz (*1983) ist seit 2003 fest in der Zeichner-Szene verankert. Gleichermaßen begeistert und beeinflusst von japanischen Anime und Manga veröffentlichte sie ihre ersten Comics und Illustrationen auf entsprechenden Online-Plattformen. Bald folgten gedruckte Veröffentlichungen vor allem in Form von Kurzgeschichten in Anthologien. Mit der insgesamt sechs Bände umfassenden Graphic Novel „München 1945“ legte sie ab 2016 ihr bisher umfangreichstes Werk vor – die in eindringlichen Bildern erzählte Geschichte der deutschen Krankenschwester Konstanze und des amerikanischen Sanitätssoldaten Daniel im Nachkriegsmünchen. Auszüge werden in der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ zu sehen sein.

Barbara Yelin

Barbara Yelin (*1977) studierte Illustration an der HAW Hamburg und lebt und arbeitet nach fast 20 Jahren in Hamburg und Berlin heute wieder in ihrer Heimatstadt München. Ein großer Teil ihres umfangreichen und international veröffentlichten Werkes befasst sich mit der NS-Diktatur und damit zusammenhängenden Themen. So erzählt sie z. B. in ihrem, auf einer wahren Geschichte basierenden Comicroman „Irmina“ (2014) in atmosphärisch dichten Bildern eine Biographie voller Brüche und fokussiert darin auf Mitläufertum und Wegsehen im Nationalsozialismus. Dafür erhielt sie u. a. den „Münchner Comicpreis PENG!“. Zum Zeitzeugnis „Jan Bazuin – Tagebuch eines Zwangsarbeiters“ steuerte sie 2021 im Auftrag des NS-Dokumentationszentrum München und in Zusammenarbeit mit dem Historiker Paul-Moritz Rabe mehr als 40 Illustrationen bei. 2021 erschien auf Deutsch und auf Englisch das internationale Graphic-Novel Projekt „But I Live“ / „Aber ich lebe – vier Kinder überleben den Holocaust“ für das Barbara Yelin die Biografie der Holocaust-Überlebenden Emmie Arbel zeichnete. Yelin veröffentlichte Comicstrips u.a. in der Frankfurter Rundschau und dem Tagesspiegel. Sie reiste als Workshopleiterin und Reportage-Zeichnerin an Orte wie Kairo, Bali, New Delhi, Tel Aviv und Pristina. 2015 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur und 2016 den renommierten Max und Moritz-Preis als beste deutschsprachige Comickünstlerin. In der Ausstellung „Demokratie Verteidigen“ wird von ihr u. a. die Bilderfolge „Es passiert“ gezeigt, die 2019 auf dem Display der Kunst-Insel am Lenbachplatz zu sehen war.