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Wann hast du gemerkt, dass du Hilfe brauchst?

Wie lässt sich das Auf und Ab des Lebens meistern? Wir haben Kulturschaffende nach dem Moment gefragt, in dem sie realisiert haben, dass sie Hilfe brauchen. Wie viele andere sind sie beim dritten Mental Health Arts Festival im Gasteig HP8 zu Gast und geben ihre Erfahrungen weiter.

Eine Frau sitzt im Schneidersitz auf einer Bank und schaut in eine schöne, hügelige Landschaft .
Auf der Suche nach der inneren Balance Copyright: Sage Friedman/Unsplash

Lina Larissa Strahl

„Irgendwann waren die Tage so dunkel und so gedrückt von negativen Gedanken und Ängsten, dass mir klar war, ich schaffe das nicht mehr alleine. Auch dass ich mich immer mehr von meinen Mitmenschen distanziert hatte, hat mich schlussendlich dazu bewegt, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Ich hatte bereits ein paar Jahre lang solche Momente. Manchmal ist man nicht stark genug, den ersten Schritt zu gehen, oder man traut sich schlichtweg nicht.“

Seit ihrer Kindheit kennt Lina Larissa Strahl den Preis des Erfolgs. Als Schauspielerin (u. a. Bibi in „Bibi & Tina“) und vor allem als Sängerin steht sie im Rampenlicht. In ihrem Podcast „Fühl ich“ teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen rund um das Thema Mental Health und klärt auf.

Käthe Lorenz in Sweatshirt und Jeans in der Hocke vor einer Metalltür.
Käthe Lorenz Copyright: Katrin Chodor
Porträt von Lina Larissa Strahl
Lina Larissa Strahl Copyright: Felix Aaron

Käthe Lorenz

„Als ich 20 Jahre alt war, hatte ich mit einer sehr lang andauernden Depression zu tun. Da gab es den Moment, in dem mir klar wurde, dass sich schon ein realer Plan für meinen Selbstmord in meinem Kopf geformt hatte, ich war nur noch einen Wimpernschlag entfernt. Da wusste ich, dass ich Hilfe brauche und auch annehmen möchte. Ein weiterer Moment war nach meiner Krebsdiagnose. Eine Ärztin meinte: Sie sind mir viel zu gefasst. Das war eine richtige Einschätzung. Ich wusste, ich brauche psychoonkologische Betreuung.“

Die Theaterpädagogin Käthe Lorenz leitet Gruppen in Biodanza an, einer Tanz-Methode, die die Lebensfreude fördert. Ihre Krebserkrankung verarbeitete sie in Texten, die sie unter dem Titel „Amazonenpoesie“ veröffentlicht hat.

Kevin Edward Turner

„Solange ich denken kann, habe ich mit psychischer Gesundheit zu kämpfen. Mit ungefähr 25 Jahren habe ich verstanden, dass ich Hilfe brauche, wusste aber nicht, wohin ich mich wenden kann. Ich war so voller Scham, Schuldgefühl und hatte Angst davor, dass ich meinen Traum, Tänzer zu werden, aufgeben muss. Ich sprach schließlich mit meinem Arzt und machte mich auf den langen, schweren Weg der Heilung. Der Tanz war ein wichtiger Teil meines Genesungsprozesses. Die Verbindung zu meinem Körper und die Möglichkeit, meine innere Welt auszudrücken, waren unglaublich befreiend und heilsam.“

Der Choreograf und Tänzer Kevin Edward Turner ist ein leidenschaftlicher Verfechter des Themas psychische Gesundheit und die treibende Kraft hinter der Company Chameleon und ihrem Programm für Tanz und mentale Gesundheit. Aufgrund einer bipolaren Störung ist er selbst Betroffener.

Porträt von Taiga Trece
Taiga Trece Copyright: Nils Schwarz
Porträt von Turner vor einer Backsteinwand.
Kevin Edward Turner Copyright: Company Chameleon

Taiga Trece

„Als ich nicht mehr klargekommen bin. Ich konnte nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, hatte Schwierigkeiten, unter Menschen zu sein. Es ging mir einfach nur noch schlecht. Meine Gedanken waren derart negativ und düster, dass ich Angst hatte weiterzuleben. Da ich an sich eine sehr lebensbejahende Frau bin, war das der Moment, an dem ich mich um einen Klinikaufenthalt bemüht habe. Die Struktur und die allumfassende Therapie dort haben mir geholfen, wieder klarzukommen.“

Taiga Trece verbindet Hip-Hop, Kultur, Psycho-Somatic-Experience und systemisches Coaching für kreative Lösungsansätze. In ihren Workshops schafft sie Räume für Begegnung, Heilung und Ausdruck.

Das Mental Health Arts Festival

Plattform für Informationen, Austausch und Ausprobieren

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