Im West-Eastern Divan Orchestra spielen Musiker*innen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die aus Ägypten, Syrien, Iran, dem Libanon, Jordanien, Tunesien, Israel, Palästina und Andalusien kommen. Sie treffen sich jeden Sommer zu Proben und gehen dann gemeinsam auf eine große Konzerttournee. Trotz unterschiedlicher politischer Sichtweisen verbindet alle die Überzeugung, dass es keine militärische Lösung für den arabisch-israelischen Konflikt gibt und dass die Schicksale von Israelis und Palästinenser* innen untrennbar miteinander verbunden sind. Das Symphonieorchester hat sich zur Aufgabe gemacht, einen musikalisch- menschlichen Dialog zu führen und mit einer klaren Friedensbotschaft Stellung zu beziehen.
Gegründet wurde das West-Eastern Divan Orchestra 1999 in Weimar von dem Dirigenten Daniel Barenboim, dem Literaturwissenschaftler Edward Said und dem Kulturmanager Bernd Kauffmann. Der heutige Sitz ist in Sevilla, es gastiert aber weltweit. Benannt nach Goethes Gedichtband „Westöstlicher Diwan“ zeigt das Projekt durch seine Arbeit und Existenz seit 25 Jahren, dass Brücken gebaut werden können, indem man die Menschen dazu ermutigt, sich gegenseitig zuzuhören und sich auf andere Perspektiven einzulassen. Auf der Grundlage des Konzepts der Gleichheit, Zusammenarbeit und Gerechtigkeit für alle stellt das Orchester ein alternatives Modell zur derzeitigen Situation im Nahen Osten dar. Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sind die Fronten verhärtet wie nie und der Wunsch nach einem Ende des Krieges groß. Gerade jetzt erscheint die humanistische Idee des Projekts so wegweisend: Eine Zusammenarbeit erreichen, indem man der anderen Seite zuhört. Gemeinsames Musizieren wird zur gelebten Utopie eines friedlichen Zusammenlebens.
Das West-Eastern Divan Orchestra
31.10.2024 in der IsarphilhamonieUnter der Leitung von Daniel Barenboim, der als „Stimmführer einer friedlichen Zwei-Staaten-Lösung“ (Süddeutsche Zeitung) gilt, spielt das West-Eastern Divan Orchestra am 31.10. in der Isarphilharmonie Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms. Den Konflikt wird die Musik nicht lösen können, aber sie kann als universelle Sprache die Herzen und Köpfe der Menschen bewegen und verbinden.
Text: Anna Steinbauer