Mit anderen Augen
Wenn man an einem Veranstaltungsabend mit Nuredin Sula unterwegs ist, dann wird es nie langweilig. Hier winkt ihm das Gastropersonal, da umarmt er den Hausmeister, dazwischen verteilt er Informationen an sein Team. Wenn nicht gerade ein Gast seine Hilfe benötigt, klingelt verlässlich alle paar Minuten das Telefon. Das mag hektisch klingen, aber so wirkt es gar nicht. Sula ist einer jener Menschen, die sich auch in einer kurzen Begegnung dem Gegenüber wirklich widmen.
Es wundert kaum, dass ihn hier fast jede*r mit Namen kennt. „Hauptdienstleiter Isarphilharmonie“ lautet die Rolle, die Sula für den Veranstaltungsdienst VD Mayr im Gasteig einnimmt. Was das bedeutet? „Ich sorge dafür, dass sich die Menschen, die den Gasteig besuchen, wohl, sicher und gut informiert fühlen.“ Vor Konzerten klärt er in einer kurzen Besprechung mit seinem Team: Welche Garderoben sind offen? Gibt es vergünstigte U30-Karten? Welche Regelungen gelten beim Fotografieren und Nacheinlass?
„Die Besucher*innen haben viele Fragen“, weiß Sula. Wo die Bücherrückgabe der Open Library zu finden ist, welche Zugabe gespielt wurde, oder ob man die Stars des Abends am Bühneneingang eventuell noch für ein Autogramm abpassen kann. In all diesen Fällen hilft sein Team, wo es kann. „Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden“, betont er.
Nuredin Sula spricht liebend gern über gute Taten seiner Mitarbeiter*innen. Wie eine Besucherin mit Rollator bei Schneefall nach dem Konzert strandete, und weder Taxidienst noch öffentlicher Nahverkehr fuhren. Zwei seiner Jungs begleiteten sie zu Fuß nach Hause, mehr als zwei Kilometer lang. Ein anderes Mal erkannte eine Mitarbeiterin als Erste, dass ein Künstler Kreislaufschwächen zeigte. Dank ihrem schnellen Handeln traf der Rettungswagen rechtzeitig ein.
Sula arbeitet seit 2011 am Gasteig. Er ist promovierter Jurist, hat in Nordmazedonien als Assistent für Kriminologie und im Innenministerium gearbeitet, ist Mitbegründer zweier NGOs und betreibt einen großen FC-Bayern-Fanclub. Da kann ihn auch eine Gasteig-Schicht nicht großartig aus der Ruhe bringen. „Diese drei bis vier Stunden sind sehr intensiv, aber es ist guter Stress.“
Ab in die Isarphilharmonie
Nachdem Sula zahllose Besucher*innen in Richtung ihrer Plätze geschickt hat, organisiert er auf die Schnelle noch Restkarten für ein Paar. „Ich wusste ja, dass es fast 30 nicht abgeholte Karten gab.“ Nach dem Konzert kommt noch eine aufgelöste Person, sie hat ihr Portemonnaie verloren. Ein Anruf bei der Garderobe: „Was hast du oben noch für Fundsachen?“ Dann taucht die Geldbörse doch noch auf. Sie wurde im Restaurant abgegeben. Ein letztes Problem hat sich erledigt. „Willst du was essen, Nuri?“, fragt der Barkeeper. Ein Glas Wasser nimmt er doch noch. Dann geht auch er.
Text: Benedikt Feiten