„Als ich auf der Schwäbischen Alb gelandet bin, konnte ich kein Wort Deutsch. Ich habe mich abgegrenzt von der Welt gefühlt“, erinnert sich Jennifer Lynn Eldreth, Koordinatorin der Sprachcafés der Stadtbibliothek, an ihren Start in Deutschland. Die 30-Jährige wollte nach der Highschool unbedingt raus aus den USA, um mehr von der Welt zu sehen. Mit großem Ehrgeiz hat sie selbst in Integrationskursen Deutsch gelernt und nach Anlaufstellen gesucht, um Kontakte zu knüpfen. Diese Erfahrungen motivieren sie heute umso mehr, möglichst viele Menschen ins Gespräch zu bringen.
Bei jedem Sprachcafé sprechen unterschiedliche Personen eine Stunde im Gasteig HP8 miteinander. Die Teilnahme kostet nichts, läuft ohne Anmeldung und ist unverbindlich, weshalb die Gruppen immer überraschend bunt zusammengewürfelt sind. Manche können kein einziges Wort, andere wollen Sprachkenntnisse auffrischen oder suchen einfach Austausch, um sich in der Großstadt nicht verloren zu fühlen. Wichtiger als die perfekte Grammatik ist, überhaupt ins Reden zu kommen und sich zu trauen.
Geleitet werden die einstündigen Treffen von ehrenamtlichen Moderator*innen – manche kamen während der Flüchtlingskrise 2015 nach Deutschland und wissen selbst, was es heißt, im fremden Land neu anzufangen. Geredet wird über Themen wie Trends, Esskultur, Poesie oder Musik – inspiriert durch Klänge aus der Isarphilharmonie nebenan. Eldreth erzählt von einem intensiven Austausch, der entstand, als ein Teilnehmer vom Musikverbot in seiner Heimat erzählte, während andere Musik so lebenswichtig empfinden wie das Atmen. „Im Gespräch fängt man an, verschiedene Perspektiven und auch Kulturschocks zu verstehen.“ Nicht selten schließen sich Gruppen zusammen, die auch außerhalb der Sprachcafés Kontakt halten und etwas unternehmen.
Die Bibliothek möchte ein Begegnungsort für die ganze Gesellschaft sein, bei offenen und kostenfreien Angeboten wie den Sprachcafés wird aus dieser Vision Realität: „An einem Abend hatten wir Teilnehmer*innen aus 22 verschiedenen Nationen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie großartig das ist“, sagt Eldreth. „In den Medien hören wir oft nur negative Berichte, aber in den Sprachcafés reden wir alle respektvoll miteinander. Das macht Mut, dass sich die Welt auch friedlich verständigen kann!“
Einfach plaudern im Sprachcafé
Text: Maria Zimmerer