Als Schurke machte Klaus Maria Brandauer Karriere: In der Rolle des weißgeschminkten, glatzköpfigen Mephisto wurde Brandauer international bekannt. Er steht auf Theaterbühnen in Wien und Berlin und immer wieder vor und hinter verschiedenen Filmkameras. Dazu pendelt er zwischen europäischen Großstädten und der steirischen Kuridylle Bad Altaussee, wo er 1943 geboren wurde.
Mit unvergesslicher Intensität gab er dem Bösen in István Szabós gleichnamiger Romanverfilmung von Klaus Mann ein Gesicht, in der er den genialisch-teuflischen Theaterdarsteller Hendrik Höfgen spielte, der seine Ideale verrät, um unter der Herrschaft der Nationalsozialisten Karriere zu machen. „Mephisto“ bekam 1981 den Oscar als bester fremdsprachiger Film und der Theatermann Brandauer wurde mit einem Schlag zum Hollywood-Star. Dort konnte sich der gebürtige Österreicher als Bösewicht und Gegenspieler von Sean Connery im James-Bond-Film „Sag niemals nie“ (1983) einen Namen machen. Die 1980er-Jahre brachten für den Schauspieler den Durchbruch in seiner Karriere: Er schrieb mit drei Oscarnominierungen (u. a. für „Jenseits von Afrika“ und „Oberst Redl“) Filmgeschichte und gab von 1983 bis 1989 den „Jedermann“ während der Salzburger Festspiele.
Klaus Maria Brandauer in der Isarphilharmonie
Früh entschied sich Brandauer für die Bühne – gegen den Widerstand seines Vaters, eines Kriegsheimkehrers, den er selbst erst 1948 kennenlernte. Bereits mit 20 Jahren wurde Brandauer im Ensemble des Landestheaters Tübingen engagiert und brach daraufhin seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart ab. Er hatte einen Sohn bekommen und musste Geld verdienen. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Düsseldorf, im Residenztheater München, am Berliner Ensemble und am Burgtheater Wien, wo er seit 1972 Ensemblemitglied und Regisseur ist. Brandauer lehrt als Professor am Max Reinhardt Seminar in Wien, führt immer wieder auch selbst Regie und tourt mit Solo-Programmen.
Stets waren es die gebrochenen Figuren, deren Darstellung Brandauer interessierten: Vom zweifelnden Hamlet über den gebrochenen Ödipus zum zwielichtigen Dorfrichter Adam aus „Der zerbrochene Krug“ oder den Hitlerattentäter Georg Elser. Immer wieder lieferten Brandauers Verkörperungen intelligente Psychogramme von Macht- und Erfolgsbesessenen wie eben jenes Opportunisten Hendrik Höfgen, dessen Figur an den realen Theaterschauspieler Gustav Gründgens angelehnt war. Ein „Clown zur Zerstreuung der Mörder“, wie Klaus Mann seinen Mephisto bezeichnete: Brandauer spielte diesen als diabolischen Schelm mit tänzerischer Geschmeidigkeit und wurde damit einem Millionenpublikum bekannt.
Text: Anna Steinbauer