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Ein Clown zur Zerstreuung: Zu Klaus Maria Brandauers Bühnenjubiläum

Anlässlich seines 60. Bühnenjubiläums geht Klaus Maria Brandauer mit seinem Publikum auf eine große literarische Reise und begegnet vielen der Bühnenfiguren aus seiner langen Theaterkarriere erneut. Auf dem Programm in der Isarphilharmonie stehen am 13. Januar 2023 große Theatertexte von Sophokles, Goethe, Ibsen, Shakespeare, Schiller, Hofmannsthal, Brecht und einigen anderen. Gemeinsam mit dem Mozarteumorchester inszeniert er am 21. Mai 2023 im Gasteig den „Sommernachtstraum“. Ein kurzer Blick auf die lange Karriere eines außergewöhnlichen Schauspielers.

Porträt des Schauspielers
Klaus Maria Brandauer, der im Juni 2023 seinen 80. Geburtstag feiert, gehört zu den wichtigsten und prägendsten deutschsprachigen Schauspielern und ist ein Wanderer zwischen den Welten. Copyright: Jim Rakete

Als Schurke machte Klaus Maria Brandauer Karriere: In der Rolle des weißgeschminkten, glatzköpfigen Mephisto wurde Brandauer international bekannt. Er steht auf Theaterbühnen in Wien und Berlin und immer wieder vor und hinter verschiedenen Filmkameras. Dazu pendelt er zwischen europäischen Großstädten und der steirischen Kuridylle Bad Altaussee, wo er 1943 geboren wurde.

 

Mit unvergesslicher Intensität gab er dem Bösen in István Szabós gleichnamiger Romanverfilmung von Klaus Mann ein Gesicht, in der er den genialisch-teuflischen Theaterdarsteller Hendrik Höfgen spielte, der seine Ideale verrät, um unter der Herrschaft der Nationalsozialisten Karriere zu machen. „Mephisto“ bekam 1981 den Oscar als bester fremdsprachiger Film und der Theatermann Brandauer wurde mit einem Schlag zum Hollywood-Star. Dort konnte sich der gebürtige Österreicher als Bösewicht und Gegenspieler von Sean Connery im James-Bond-Film „Sag niemals nie“ (1983) einen Namen machen. Die 1980er-Jahre brachten für den Schauspieler den Durchbruch in seiner Karriere: Er schrieb mit drei Oscarnominierungen (u. a. für „Jenseits von Afrika“ und „Oberst Redl“) Filmgeschichte und gab von 1983 bis 1989 den „Jedermann“ während der Salzburger Festspiele.

Klaus Maria Brandauer in der Isarphilharmonie

Früh entschied sich Brandauer für die Bühne – gegen den Widerstand seines Vaters, eines Kriegsheimkehrers, den er selbst erst 1948 kennenlernte. Bereits mit 20 Jahren wurde Brandauer im Ensemble des Landestheaters Tübingen engagiert und brach daraufhin seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart ab. Er hatte einen Sohn bekommen und musste Geld verdienen. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Düsseldorf, im Residenztheater München, am Berliner Ensemble und am Burgtheater Wien, wo er seit 1972 Ensemblemitglied und Regisseur ist. Brandauer lehrt als Professor am Max Reinhardt Seminar in Wien, führt immer wieder auch selbst Regie und tourt mit Solo-Programmen.

Der Schauspieler Brandauer in einer Bühnensituation mit erhobenen Händen
Copyright: Andreas Henn

Stets waren es die gebrochenen Figuren, deren Darstellung Brandauer interessierten: Vom zweifelnden Hamlet über den gebrochenen Ödipus zum zwielichtigen Dorfrichter Adam aus „Der zerbrochene Krug“ oder den Hitlerattentäter Georg Elser. Immer wieder lieferten Brandauers Verkörperungen intelligente Psychogramme von Macht- und Erfolgsbesessenen wie eben jenes Opportunisten Hendrik Höfgen, dessen Figur an den realen Theaterschauspieler Gustav Gründgens angelehnt war. Ein „Clown zur Zerstreuung der Mörder“, wie Klaus Mann seinen Mephisto bezeichnete: Brandauer spielte diesen als diabolischen Schelm mit tänzerischer Geschmeidigkeit und wurde damit einem Millionenpublikum bekannt.

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