Zum Gespräch erscheint Andrea Cicalese im weißen Shirt mit der Aufschrift „Try your best“. Sein Lebensmotto? „Nö, einfach nur ein Spruch!“, kontert der 18-Jährige mit einem Lächeln. Er lasse das Leben lieber fließen, als es zu kontrollieren, aber die Richtung gebe er selbst vor.
Als Siebenjähriger zieht Cicalese mit seinen Eltern von Neapel nach München, der Neubeginn ist hart. Er kann „null Deutsch“ und wird zum Außenseiter. Seine Eltern, passionierte Musikfans, haben schließlich den rettenden Gedanken: Musikunterricht soll ihrem Sohn Halt und Freude in dieser schwierigen Phase geben. Ihr Plan geht auf: Cicalese lernt das Geigespielen noch vor der deutschen Sprache und findet durch die Musik einen Weg, sich mitzuteilen. 2023 macht er das Abitur am musischen Pestalozzi-Gymnasium, drei Tage vor den Mathe-Prüfungen gibt er sein erstes wichtiges Konzert in der Berliner Philharmonie. Während andere nach dem Abi erst mal abhängen, spielt der junge Mann Solo-Recitals, auf Festivals und macht Pläne mit einem großen Musiklabel.
Wie kann ein junger Mensch so schnell mit solchen Erfolgen wachsen? Innerlich habe er sich schon viele Jahre auf eine Karriere als Geiger vorbereitet, erzählt Cicalese offen und selbstbewusst. Schon früh habe er gespürt, dass ihm das Geigenspiel sehr natürlich von der Hand gehe: „Ich habe gemerkt, dass ich gut bin, und wollte schon immer Profimusiker werden.“ An diesem Ziel arbeitet er jeden Tag intensiv und fährt seit 2020 einmal pro Woche nach Karlsruhe, wo er bei Josef Rissin an der Musikhochschule studiert. Gefühle offen zum Ausdruck zu bringen und sich mit Menschen zu verbinden, das zählt für Andrea – nicht nur in der Musik: „Gute Leute um mich zu haben, ist das Wichtigste in meinem Leben.“
Andrea Cicalese und die Münchner Symphoniker
27.10.2024 | 15:30 Uhr | IsarphilharmonieLiebend gern möchte der Geiger seiner Heimatstadt Neapel und ihren Menschen, die ihm so viel bedeuten, etwas zurückgeben – vielleicht mal ein eigenes Festival dort organisieren oder im geschichtsträchtigen Opernhaus auftreten. Für den Moment ist er voller Vorfreude auf sein Debüt in der Isarphilharmonie, wo er ein Konzert von Max Bruch spielt. Familie aus Italien ist bei seinem Heimspiel in München natürlich mit von der Partie.
Text: Maria Zimmerer