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In der Dunkelkammer im Gasteig HP8

Die Fotografie ist per se ein Handwerk für Erinnerungen. Die analoge Fototechnik gerät allerdings mehr und mehr aus dem Fokus. Die Münchner Volkshochschule hat im Gasteig HP8 eine Dunkelkammer, die alle nutzen können, um besondere Momente in Bildern festzuhalten.

Verschiedene Behälter, Schläuche und Wannen in einer Dunkelkammer. An der Wand hängt eine Uhr. Der Raum wird mit Rotlicht bestrahlt.
Copyright: © Gérard Pleynet

„Früher hatten wir in allen Stadtbereichen Dunkelkammern“, erzählt Kirsten Kleie, Leiterin des Fachgebiets Fotografie & Video/Film der Münchner Volkshochschule. „Heute ist die Dunkelkammer im Gasteig HP8 unsere einzige.“ Dafür hat sich die diplomierte Fotografin sehr eingesetzt. Eine Weile stand infrage, ob die Einrichtung dieser Dunkelkammer überhaupt noch notwendig sei. Doch Kleie ist überzeugt davon, dass Handwerk und Technik des analogen Fotografierens nicht in Vergessenheit geraten dürfen: „Ich glaube, dass man Fotografieren erst dann wirklich versteht, wenn man sich das über diese klassische Methode aneignet.“ Digitales Fotografieren sei meist ein „Draufdrücken, Draufdrücken, Draufdrücken, Posten – und wieder Löschen“, bedauert die Expertin. „Wir vergessen dabei oft, genau hinzusehen, und reagieren in der Bilderflut nur noch auf vermeintliche Eyecatcher.“

Eine grüne Birkenholzwanne in den Händen.
Copyright: © Gérard Pleynet

„Bei einem analogen Foto muss ich mir genau überlegen, was ich da festhalten will, ich muss mir Zeit nehmen, darauf vertrauen, dass ich weiß, was ich tue. Jedes Foto mache ich nur einmal.“

Kirsten Kleie, Leiterin des Fachgebiets Fotografie & Video/Film der MVHS

In der Dunkelkammer hingegen ist Entschleunigung angesagt: Beim Entwickeln von Filmen in Spulen, die in der Dose eine ganze Zeit lang immer wieder gekippt werden müssen, und beim minutenlangen Schwenken der Abzüge in der Chemie hält man inne, wartet und steigert die Vorfreude auf das, was entsteht: Ein Bild, das man in die Hand nimmt, in Ruhe betrachten und schließlich auch an die Wand hängen oder rahmen kann. „So ein Bild bleibt“, sagt Kirsten Kleie, „während ein großer Teil der Bildermassen auf unseren Festplatten irgendwann vergessen wird.“

 

Zwei Frauen arbeiten in der Dunkelkammer
Copyright: © Gérard Pleynet

Dunkelkammer Einführung

Offenes Programm

„Tatsächlich ist auch die Haltbarkeit von analog entwickelten Fotos deutlich höher als die von digitalen – selbst wenn sie auf Fotopapier ausgedruckt werden. Doch das allein ist laut Kleie nicht der Grund, aus dem gerade die junge Generation wieder spürbar mehr Spaß an der analogen Fotografie und der Arbeit in der Dunkelkammer bekommt: „Ich treffe viele Leute, die mit der Kamera des Opas losziehen und große Lust haben, die Bilder eben nicht sofort zu sehen. Die sind fasziniert von der Spannung, die das mit sich bringt, von dem Gefühl, am Ende einzelne Werke in der Hand zu haben. In der Dunkelkammer zu stehen und zu sehen, wie nach und nach auf weißer Fläche ein Bild entsteht, das hat bis heute etwas Magisches.“

 

Mehr Infos zum Foto-Angebot der MVHS im Gasteig HP8

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